Kolumne
Auf der Suche Wir kennen das System der Reflektion des Einzelnen. Er bringt eine Idee in die Welt, nennt Vorgaben und Ziel, welchem viele folgen und sich Teile davon zu eigen machen. Einfach überschaubar. Natürlich nur im vorgegebenen Rahmen, denn schon der bloße Widerspruch führt zum Tod. Einzelne stehen im Vordergrund des Rampenlichts und der über den Zuschauerraum hinausgehenden Aufmerksamkeit. Doch wieviel Aufmerksamkeit verträgt Mensch ohne dadurch Schaden zu nehmen? Es ist erheblich weniger, als er sich einzugestehen bereit ist. Jedes Zuviel führt zu Zerstörung. Auch um diesen Effekt zu mildern trug man im antiken Theater eine Maske. Zur Jahrhundertwende prägten individuell intellektuell Einzelne das Geschehen in Theatern und auf den Bühnen. Deren Weltbild und Vorstellungen nahmen die Zuschauer mit in das persönliche Leben. Auf diesem Weg entstanden Gesellschaftsmuster und die Aufdeckung des Unbewussten im Humanismus kursierte. Darauf folgten Gruppen im Modell des Teamwork. Jeder bringt seine Erfahrung und seine Ideen ein und dieses Kreative, alles Unmögliche möglich verbindend mittels Einbildungskraft, belebte die Spielfläche. Jeder tut sein Bestes, agiert im Feld gegenseitiger Unterstützung eines Mottos. Sie stehen demonstrativ für: „Wir können es!“ Es spielt sich ein auf dem Level Normalität. Bild und Ergebnis veranschaulichten eine Mischung von gespiegelter Realität. Der Applaus bestätigt die erkennbare Spiegelung, den Wiedererkennungswert auf lebendige Weise. Die Räume füllen sich, füllen sich und die Party beginnt. Eine Einbindung aller Kräfte ins Kollektiv folgte nach und in diesem reagiert es spontan auf einzelne Impulse aus der Masse. Eine Handbewegung lenkt Geschehen, Geschicke. Ein Furz erschallt und es folgen unmittelbar unzählbare weitere, gleich einer Mode die aufkommt und Tausende in mit Symbolen bedruckte T-Shirts zwängt, zwingt. Der Exhibitionismus erobert das gesellschaftliche unüberschaubar vielschichtige Aktionsfeld. Die Suche nach Sinn und Beweggrund ist hier oft vergebliche Mühe, denn Sinn und Unsinn liegen eng beieinander, unterscheiden sich bisweilen kaum und werden der Laune einzelner überlassen, denen jedoch die Masse folgt. Universeller Aktivismus ist eine Folge. „Gibt’s auch mal was Neues?“ „… im Abstrakten das Nichts, die Leere ausloten! Wie etwa in der bildenden Kunst …“ Da ist es nur eine Frage der Zeit, bis die KI die Bühnen der Welt erobert und damit die Welt per se. In einem Sciencefiction-Film liegen posthumane Organismen in Schalen, angeschlossen an ein Netzsystem welches die abgegebene Energie aufnimmt und damit die KI speist, in Betrieb hält. Welch grandiose Idee. Spätestens dann bedarf es keines Theaters mehr zwischen den reflektierenden Bildschirmen. Es hat sich erübrigt. C.M.Meier Juni 2022 |