Komödie am Max II Der Gast von David Pharao


 

 

 
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Der Vorhang geht auf ... es tropft, nein, das Wasser rinnt in Strömen von der Decke. Ein Rohrbruch beschäftigt Colette, die ein wenig überfordert wirkt, als sie mit einem kleinen Topf und einem Teller die Überflutung des Wohnraumes zu verhindern sucht. Doch sogleich naht Hilfe. Der Nachbar Alexandre erscheint, besorgt um den Stuck an seiner Zimmerdecke, um sogleich das System zu analysieren, mögliche Schwachstellen zu benennen und Verbindung mit der Hausverwaltung aufzunehmen. Er erreicht die automatische Telefonstimme und erfährt nach den üblichen wechselnden Bandansagen und Musikschleifen: Es ist Freitag spät nachmittags - das Büro geschlossen.

Mit diesem subtilen Bild beginnt David Pharaos Komödie um Gerard, einen Arbeitslosen, der nach einigen Jahren des Spielens mit der Eisenbahnanlage endlich wieder einen Job in Aussicht hat. Er war zum Vorstellungsgespräch. Eine letzte Hürde vor der Unterzeichnung des Vertrags wäre noch zu nehmen. Pontiniac, der Entscheidungsträger, kommt zum Abendessen zu Gerard und Colette nach Hause. Das versetzt in Aufregung. Alexandre der Nachbar weiß Bescheid. Er versteht sich auf die Mechanismen des Marktes, kennt die Schliche der sogenannten Entscheidungsträger. Als Imageberater greift er ein, und die Turbulenzen nehmen ihren Lauf.

Die handfeste Inszenierung von Steffi Kammermeier setzte vor allem auf die Charaktere, deren Veranschaulichung breiten Raum einnahm. Despina Pajanou entwickelte Colette von der erst hilflos verzeifelten Hausfrau ohne Kochkünsten zur Partnerin eines Abteilungsleiters. Gerard (Wolfram Rupperti) durchlebte das breite Spektrum der menschlichen Gefühle und breitete dieses aufgeregt vor dem Publikum aus. Norbert Heckner blieb als Alexandre stets "cool" und in Gedanken immer einen Schritt voraus. Hans-Rainer Müller war unerschütterlich souverän in seiner Rolle als Gast Pontiniac.
Ein wenig zu viel Gewicht legte die Regisseurin auf die Erklärungen von Mechanismen bei der Bewerberauswahl, auch Struktur und Hierarchie in den Betrieben hatten es ihr angetan. Das nahm der Handlung stellenweise Spannung und Tempo. Die im Stück enthaltene Bildhaftigkeit, die feine Sozialkritik und die differenzierten zwischenmenschlichen Facetten blieben leider ungespielt.

Am Ende wird alles gut?
Gerard und Colette folgen als anpassungsfähige Kleinbürger einer neuen richtungsweisenden Instanz. Alexandre verlässt die Wohnung ... der Vorhang geht zu.

 
C.M.Meier

 

 


Der Gast

von David Pharao

Despina Pajanou, Norbert Heckner, Wolfram Rupperti, Hans-Rainer Müller

Regie: Steffi Kammermeier
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