Komödie am Max II Gaf Schorschi von Carl Borro Schwerla


 

 

 
München pur

Zünftig sind die Geschichten und Theaterstücke von Carl Borro Schwerla, der Anfang des vergangenen Jahrhunderts in München zur Welt kam. Damals, als die Welt um den Viktualienmarkt noch in Ordnung und die Marktfrauen bekannt für ihre urigen Sprüche waren. Nach dem Ersten Weltkrieg begann Schwerla sich mit Literatur zu beschäftigen. "Das weißblaue Kopfkissenbuch" mit bayerischen Geschichten die erheitern, ist eines seiner bekanntesten Werke. Er arbeitete bei Zeitungen, beim Rundfunk, schrieb Drehbücher und produzierte zahlreiche Filme.

"Graf Schorschi" heißt eine Komödie die im typischen Münchener Flair spielt und in der auch an deftigen Worten nicht gespart wird. Walburga Graf betreibt seit dreißig Jahren einen Blumenstand am Viktualienmarkt. Ihr Sohn Schorschi, an der Damenwelt nicht so sehr interessiert, unterstützt sie. Da stellt eines Tages "so ein freches Luder" ihr Fahrrad vor dem Verkaufsstand ab, legt sich mit dem Schorschi an und der wird plötzlich richtig munter. Die junge Dame hat es eilig, denn die Familie erwartet nachmittags den Grafen Pohler zum Tee. Ob der Graf auch wirklich echt ist? Der Vater der jungen Dame hat so seine Bedenken. Was, wenn der Graf nicht echt, sondern ein Hochstapler? Für ihn steht fest: Hier besteht Handlungsbedarf ...

Pavel Fiebers Inszenierung ging solide und mit Bedacht voran. Seine Figuren repräsentierten glaubhaft Milieu und Zeit, spielten gekonnt die Gradwanderung zwischen Leben und Theater. Temperamente und Gefühle gerieten hier in Wallung, zogen das Publikum mit. Heide Ackermann liegen die bayerische Wesensart und das Theatralische im Blut. Ihre Marktfrau Walburga Graf war unübertrefflich, als sie dem Herrn Nachbarn den Strauß welkender Blumen anbot, oder die Frau Kommerzienrat "oide Suppnhena" titulierte. Viel zu lachen gab es für Schorschi bei ihr nicht, wohl aber für die Zuschauer. Graf Schorschi, souverän dargestellt von Markus Neumaier, war ein gutmütiger Kerl, der seine Ruhe und die Blumen liebte. Bis ... ja, bis der Blitz ihn traf und sogar zum Schuhplattln verleitete. Die hübsche Bertl (Julia Stelter) hatte es ihm angetan. Harald Dietl als Kommerzienrat Josef Schrumm meisterte die Aufgabe, Verwirrung zu stiften und doch eigentlich nur die gute Ordnung aufrecht erhalten zu wollen. Winfried Hübner, Franjo Marincic und Wulf Schmid Noerr als Hüter der staatlichen Ordnung unterstützen ihn tatkräftig dabei. Leider kippte der naive Schlussgesang die Eindrücke der letzten Szenen zu einem schalen Nachgeschmack.

Wo allzu vorsichtig und ordnend eingegriffen wird, bleiben die Missverständnisse keineswegs aus. Im Gegenteil, es ist, als wäre das der Boden, der diese und damit das Chaos befördert. Im Komödientheater kann man darüber lachen ...

 
C.M.Meier

 

 


Graf Schorschi

von Carl Borro Schwerla

Markus Neumaier, Heide Ackermann, Harald Dietl, Ursula Rehm, Julia Stelter, Eleonore Daniel, Silke Popp, Winfried Hübner, Franjo Marincic, Wulf Schmid Noerr

Regie: Pavel Fieber
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