Teamtheater Tankstelle Hedda Gabler von Henrik Ibsen




Hier und jetzt

Ein klassisches Bühnenwerk zeichnet sich durch zeitlose Aktualität aus. Wenn es dann nuanciert zeitbezogen inszeniert wird, entsteht zeitgemäßer Theatergenuss. Regisseur Thomas Luft gelang mit Henrik Ibsens "Hedda Gabler" ein solcher Wurf.

Heutig an der Inszenierung sind die heraus gearbeiteten Aspekte wie Langweile und Inhaltslosigkeit, Machtspiele, Selbstsucht und Betrug. Es sind Pfeiler der Fassade, auf die sich die bürgerliche Gesellschaft stützt. Ibsen sieht sie aus der Natur des Menschen, in diesem Fall der Frau, erwachsen. Hedda Gabler, eine verwöhnte junge Frau aus gutbürgerlichem Haus, treibt durch die Tage. Aus Langeweile hat sie Tesman, einen ihrer zahlreichen Verehrer, geheiratet. Tesman ist Hedda nicht gewachsen. Nachdem sie von einer langen Hochzeitsreise zurückgekehrt sind, beginnen die gesellschaftlichen Fäden wieder in ihrem Hause zusammenzulaufen. Hedda weiß dies für sich zu nutzen und greift auf ihre Weise in die Geschicke ein. Sie versteht es ihre Macht auszuspielen und doch bleibt ihr am Ende nur ein Weg, um nicht selbst zur Marionette zu werden. Beispielgebend konsequent in Person und Handlung ist sie.

Irene Rovan spielte eine moderne unterkühlte Hedda, die sich nur in wenigen Augenblicken hinter ihrer Fassade zu erkennen gab. Ihr Zeitvertreib war das Spiel mit der Fernbedienung (gelungene Lichtregie von Stefan Bettinger) oder den Pistolen ihres Vaters. Löcher in den Tag schießen, welch eine wundervolle Metapher, war eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen. Tesman, brillant gegeben von Bernhard Ulrich, wirkte wie ein aufmerksamer großer Junge, der sich einzurichten suchte in seinem neuen Eheleben mit all den überkommenen Klischees.
Die Bühne, gestaltet von Christian Baumgärtel, zeigte einen modernen Wohnraum mit Treppenabsatz und Leuchtpodest, mit automatischen Jalousien, sparsamer Einrichtung und dem Blick in den Garten. Durch diesen Garteneingang pflegte Gerichtsrat Brack zu erscheinen. Hubert Bail gab dieser Figur kraftvoll Gestalt und vor allem einen facettenreichen Charakter. Jochen Strodthoffs Eilert Loevborg hatte Mühe hier mitzuhalten. Thea Elvstedt, gut brav und naiv dargestellt von Anja Klawun, darf sich am Ende Siegerin wähnen. Sie ist anpassungsfähig und findet in den Nischen der Fassade den Platz, in dem sie ihr Leben einrichtet und "glänzen" kann.

Die bürgerliche Gesellschaft im Wandel der Zeit, in der Wandlungslosigkeit, der Starre ihrer Vorgaben, sind die Inhalte dieser absolut sehenswerten Aufführung.


C.M.Meier

 

 


Hedda Gabler

von Henrik Ibsen

Irene Rovan, Bernhard Ulrich, Jochen Strodthoff, Anja Klawun, Hubert Bail

Regie: Thomas Luft
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