Halle 7 Helden von Ewald Palmetshofer


 

 

Überall und nirgends

Mensch, wo bist du ...“ - getarnt. Als Held natürlich, könnte man darauf antworten und die vielfältigen Kostüme aufzählen, die die moderne Welt für Helden und selbstverständlich Heldinnen bereit hält. Allen voran stehen Spiderman, Catwoman, Batman und andere, die fraglos für das Gute eintreten. Doch was ist das „Gute“ heute noch, in einer Zeit in der alles, aber auch alles verkauft wird. Ist es das, was den höchsten Preis erzielt, oder das, was eines von den unsinnigen Gesetzen hochhält? Dennoch ist es nichts Geringeres als die Rettung der Welt, der kleinen wie der großen, das die Comichelden immer im Sinn haben  und die Nachrichtensprecherin des aktuellen Dienstes (Georgia Stahl) kündigt die Ankunft von Spiderman und Catwoman in der Stadt an. In der Stadt, in der regelmäßig explosive Cocktails Konsumtempel zerstören und in der die „gute Stube“ längst in Schieflage geraten ist, wie das Bühnenbild (Mark Späth, Aylin Kaip) unmissverständlich vor Augen führte.

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Rainer Lott, Friederike Pasch, Arik Seils, Simone Stahlecker

© Hilda Lobinger

 

 

Die Kinder Judith und David träumen davon Spiderman und Catwoman zu sein, heldenhaft Abenteuer zu bestehen, sie fühlen ein explosives Leben.  „… dass alles in die Luft geht … ich ticke schon“, sagt Judith. Die Eltern Doris und Wolfgang haben sich arrangiert im gesichtslosen Allgemeinen der Gesellschaft, folgen angepasst den Konventionen. „Wir sind so etwas von integriert“, benennt es der Vater. Wolfgang und Doris, Judith und David treffen einander im Wohnzimmer. Hier prallen die Generationen mit ihren Gefühlen und die Ansichten aufeinander, wie Welten. Hier spielen sie ihre Rollen, hier benennen sie ihr Befinden und hier entfalten sie ihre Träume.
 
Mensch, wo bist du ...“ - auf der Flucht. „Ich gehe in die Badewanne“, sagt Wolfgang, sagt Doris. Rainer Lott stellte Wolfgang dar. In hervorragend komödiantischer Weise entlarvte dieser die angepassten Väter. Schon durch Haltung, Mimik und Gestik überzeugte er, wenn er zudem seine sprachliche Gestaltungsfähigkeit einsetzte, blieb dem Zuschauer nur die Flucht ins Lachen. Während Doris, vielseitig, von sexy bis ohnmächtig, angelegt von Simone Stahlecker agierte. Immer wieder umarmte sie fürsorglich mitfühlend die Kinder, bemühte dabei überzeugend ihre Tränendrüse, und zwar so, dass es dem Publikum jedes Mal ein erkennendes Lächeln entrang.
 
Mensch, wo bist du ...“ – in Therapie. David erzählt Judith begeistert wie er seine Therapeutin geknackt hat, dass diese ihr Konzept und sich verlor. Arik Seils gab den großen Jungen David, ein wenig linkisch und verspielt noch, doch gedanklich konsequent in seiner unpolitisch politischen Haltung. Er hing wie Spiderman in den Seilen der Bühne, balancierte am Rand der Spielfläche, umarmte seine Judith und war ganz der Held. Friederike Paschs Judith war ein verwöhntes kleines Mädchen in den Armen der Mutter, eine fauchende wilde Catwoman und lebendige Schwester neben David, eine sexy verliebte Freundin für ihren Paul. Paul, der aktuelle Freund von Judith, der Schulkamerad von David, der mit Wolfgang in der Redaktion arbeitete, wurde von Urs Fabian Winiger auf die Bühne gebracht. Taktieren und die Situation nutzen, wie es die so genannten erfolgreichen Jungen tun, vermittelte er bestechend.

Markus Schlappig führte einmal mehr wohldurchdacht und stringent Regie. Er streute gelegentlich typisch österreichische Sprachfärbung ein, die zur zusätzlichen Erheiterung beitrug. Deutlich wurde dadurch auch, dass es leichter, ist über die Nachbarn in ihrer Art zu lachen, als über sich selbst und wie wenig sich die Menschen in beiden Ländern im Grundlegenden unterscheiden.

Ewald Palmetshofer, schuf mit „Helden“ ein herausragendes zeitgemäßes Bühnenwerk. Wenn einer etwas zu sagen hat, kann er seine Figuren auch in Floskeln stammeln lassen, und dennoch werden diese verstanden. Das ist Kunst.


C.M.Meier

 

 


Helden

von Ewald Palmetshofer

Arik Seils, Friederike Pasch, Simone Stahlecker, Rainer Lott, Urs Fabian Winiger, Georgia Stahl

Regie: Markus Schlappig
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