A short bus trip


 

 

Eine fantasievolle Komposition

Der Garten der Schwabinger Seidl Villa, ein weißer Doppeldeckerbus mit Sonnenschirm, eine Bühne, ein altes Radio, drei rote Holzrahmen, ein Stuhl, ein Tischchen mit Telefon und eine Schreibmaschine. Susanne Brantl, Wolfgang Seidenberg, Thilo Matschke. David Jäger, Mäx Huber, Norbert Bürger. Gegenüber Gartenstühle, Tische, Bänke, Publikum und Barry L. Goldman. Darüber ein sonnig gestimmter Abendhimmel. Das waren die Zutaten zu einer stimmungsvollen höchst amüsanten Theatervorstellung mit dem Thema „A short bus trip“.  The Bus Boyz Band erfüllte die Luft mit ersten beschwingten Tönen, wechselte spontan Stil und Rhythmus, bereitete akustisch den ersten Aufzug vor. Die Darsteller in Trenchcoat und Hut gekleidet, je einen roten Rahmen in Händen, traten aus dem Bus hervor und gaben eine Geschichte in realistischem Stil zum Besten. Eine Geschichte? Nein, eine Beobachtung.

Raymond Queneau, der den Surrealisten verbundene französische Dichter und Schriftsteller,   besuchte in den 1930er Jahren ein Bach Konzert. Variationen bildeten dessen programmatischen Kern. Durch die Musik inspiriert, übertrug er den Vorgang in die Sprache und schuf innerhalb von 4 Jahren 99 Variationen einer belanglosen Handlung. Gerade die Banalität des Vorganges verdeutlicht den Spielraum von Wahrnehmung, von Klang, von Sprache und deren Verwendung. Von realistisch über metaphorisch, schwülstig, rechnerisch, vulgär, dialektisch, dadaistisch und gar bayerisch reicht die, durchaus stets die Grenzen des Komischen überschreitende, Palette.

Diese sprachanalytischen Betrachtungen bilden die Grundlage für die theatralen Szenen. In dem parodistischen Spiel wurde vom Traum bis zum Nachbarschaftstratsch und bis zur Wahrsagekunst kaum eine Variation nicht ausgesprochen. Jede Szene brachte ihre eigene Welt auf die Bretter die die Welt bedeuten. Barry L. Goldman, der in den USA geborene Regisseur, inszeniert international und entwickelte im Laufe seiner künstlerischen Tätigkeit besondere Bezüge zu französischer, englischer und mittlerweile auch deutscher Bühnentradition. Ein wunderbar vielseitiger Blick auf die Plattheit einer Begegnung im städtischen Bus erstand. Ein junger Mann mit langem Hals und lächerlicher Kordel am Hut wird unfreiwillig zum „Helden“.

  Ashortbustrip  
 

Thilo Matschke, Susanne Brantl, Wolfgang Seidenberg

© A short bus trip

 
 

Saxophonist David Jäger erzählte den Vorgang durch sein Instrument, Susanne Brantl sang berückend ein Chanson, Mäx Huber percussionierte, Thilo Matschke parodierte den redseeligen Italiener, Norbert Bürger gab ein Gitarren Solo der Rock-Art und Wolfgang Seidenberg stellte in exakter Manier den Steuerzahler heraus. Dies um nur einige der vielen vielen Szenenvariationen zu nennen. Die Schauspieler und die Band vollführten eine offene szenische Komposition, die die Zuschauer in jedem Augenblick mit einbezog und mit Leichtigkeit und Swing berührte. Es war eine in sich geschlossene herausragende Ensembleleistung, in der jeder Künstler seine eigene Magie entfaltete. Eine der Szenen brachte „Die drei Musketiere“ ins Spiel ... „Ich habe die Ehre Bericht zu erstatten ...“  Und ich habe die Ehre auf eine wundervolle Aufführung voller abwechslungsreicher Augenblicke hinzuweisen ...

... nicht nur für Liebhaber von Sprache und deren Spielräumen ein bereichernder belebender Abend.

 

 
C.M.Meier
 
 
 
 

 


A short bus trip

Nach dem Text „Exercices de Style“ von Raymond Queneau

Susanne Brantl, Wolfgang Seidenberg, Thilo Matschke

The Bus Boyz Band – David Jäger, Mäx Huber, Norbert Bürger

Regie: Barry L. Goldman

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