Halle 7 MinenSpiel von Wolfgang Sréter


 

 

Kurzsichtig betrachtet

Es herrscht Krieg im Land und das kleine Dorf mit Aussicht auf das Meer ist ein Trümmerhaufen. Schutt türmte sich auf der Bühne der White Box zu Wolfgang Sréters "MinenSpiel". Ein Mann haust zwischen den Steinbergen und teilt die wenige Nahrung mit einem Jungen. Erst heimlich, doch als der Junge sich verletzt, wohl an einer Mine, wie der vehementen Klangkulisse zu entnehmen war, beginnt der alte Mann ihn zu pflegen und versorgen. Zu Beginn widerwillig nimmt der Junge an. Adam Markiewicz gab diesen von Schrecken geprägten und kindlich das Spiel des Krieges nach vollziehenden Jungen durchaus überzeugend. Schwankend zwischen Trotz und der Sehnsucht nach menschlicher Nähe war er vielschichtig und doch immer als das Kind auszumachen. Der Alte trägt die Lasten, die da heißen, Menschlichkeit, Heimat und persönliches Lebensidyll. Michael Sattlers Darstellung war zurückhaltend, fürsorglich und doch war sein Mann nicht weniger verloren als der Junge. Als ein Soldat durch das Dorf streift spitzen sich die Emotionen zu. Der Soldat sucht sich freizukaufen und bietet dem Mann den Kaufvertrag für ein Haus am Meer. Der Mann hatte sich aus einer fremden Großstadt in die Heimat aufgemacht um ein solches Idyll zu erwerben. Er wollte seinen Lebensabend am Meer verbringen, doch hatte er die Heimat in Schutt und Asche vorgefunden und die Rückreise verhinderten Soldaten. Krieg.

Regisseur Claus Peter Seifert schuf in dieser sehenswerten Inszenierung berührende doch nie überzogene Bilder und setzte stark auf Körpersprache und Mimik. Den Schrecken des Krieges ließ er per Gitarre (Manuel Renken) akustisch wahrnehmbar machen und das traf bisweilen auch schmerzhaft das Publikum. Krieg. Katrin Gerheuser zeichnete für eine stimmige und die Vorgänge verdeutlichende Bühne und Ausstattung verantwortlich.

   
 

Michael Sattler, Adam Markiewicz

 

Das Stück "MinenSpiel" geht aber zu keinem Zeitpunkt über die ohnehin hinlänglich bekannten Klischees von Krieg, Kinder und Soldaten hinaus. Die Geschichte wirkt wie ein lockerer Faden, der die einzelnen Szenen, Klischeebilder zusammen hält. Auch an Pathos wird im Text nicht gespart: "Der Tod ist groß, wir sind die Seinen."


Jürgen Flügge (Juror - Jugend-Dramatiker-Preis 2006) nennt das "Großes Theater auf kleinstem Raum" und kommentierte wie folgt: "Das Stück von Wolfgang Sréter beschreibt eine Wirklichkeit, die häufig verdrängt wird. Die Kriege im 21. Jahrhundert sind auch die Kriege, in denen Kinder zu Soldaten gemacht werden und in denen Kinder gleichzeitig die Opfer der Auseinandersetzungen sind. Jedes Kind bei uns kennt inzwischen die Bilder dieser Kriege aus den Medien. .... welche die aktuelle Lage von Kindern in unserem von Kriegen geplagten Jahrhundert sehr verständnisreich reflektiert ..." Nun, es ist naiv zu glauben, dass Kinder nie in die Kriege involviert gewesen waren, die in den letzten Jahrtausenden auf der Erde stattfanden, dass sie nie als Söldner verkauft oder als Kanonenfutter vorgeschoben worden waren. ... der werfe den ersten Stein.

Ist es nicht so, dass wir das alles ohnehin schon wissen? Ist es nicht so, dass wir das alles, nach dem Moment der Wahrnehmung auch gleich wieder vergessen? Immerhin, es ist eine verständnisvoll erzählte Geschichte, die das Wissen zusammen fasst. Doch zu welchem Ende? Das Publikum applaudierte artig, verließ seine Plätze und ...



C.M.Meier

 

 


MinenSpiel

von Wolfgang Sréter

Michael Sattler, Adam Markiewicz, Manuel Renken

Regie: Claus Peter Seifert
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