Halle 7 Geisterschiff von Margareth Obexer
Vom ausgesprochenen Unbehagen
Italien und den Humanismus verbindet eine lange gemeinsame Geschichte. In der Renaissance fand er hier einen seiner Höhepunkte und viele der Ideen wurden umgesetzt. Heute verteidigt Italien (wie andere europäische Grenzländer auch) den Humanismus für sich, für Europa. „Die draußen“ sind keine Menschen, suggeriert dies, und daran ändert sich auch nichts, wenn sie bereits in Plastik eingeschweißte Ausweise haben.
Maxi Obexers Stück „Geisterschiff“ nimmt sich dieses Themas an und beginnt mit dem Bericht über die Versenkung eines Flüchtlingsschiffes „Millimeter vor der italienischen Küste“ in den internationalen Gewässern. Zwei junge Reporter, auf dem Weg zu einem Kongress in Porto Celeste, wollen investigativen Journalismus betreiben und beginnen mit der Recherche über das Unglück. Und wäre da nicht der von der Jury ausgesetzte Preis den sie erlangen wollten, für eine Reise oder die Altersvorsorge, dann könnte man meinen, die Aufdeckung von Missständen erfolgte allein um der größeren Sache, einer humanen Weltgemeinschaft wegen. Wie einfach es ist, über den kleinen Egoismus die verbindende Idee des Humanismus auszuhebeln, wird nicht nur an dieser Stelle deutlich. Die Kuratorin des Kongresses ist auf der Suche nach Projekten für einen Utopien-Park. Sie erfährt die Grenzen ebenso wie zwei weitere Passagiere auf der Überfahrt.
Ein großes weißes Segel dominierte sinnfällig die Bühne (Mark Späth), mal blähte es sich im Wind, mal hing es wie ein Vorhang im Raum. Regisseur Torsten Bischof schuf damit wechselnde Szenenbilder, vom Deck des Passagierschiffs bis zum Büro des Bürgermeisters. Bischof inszenierte das Stück unaufwendig und ließ dem Werk das Wort. Dieses besteht aus gehaltvollen intelligenten Dialogen und das beförderte das Spiel der Darsteller. Nicola Trub und Oliver Bitzer gaben die Journalisten. Ambitioniert und doch sehr schnell an die Grenzen stoßend, schwankten sie zeitgemäß zwischen der großen Aufgabe und dem Möglichen. Die Kuratorin Bettina Hampel war ganz moderne Frau, abwechselnd idealistisch und taktisch, je nach Bedarf. Rochus Weiser, ein Passagier, verkörperte glaubhaft den Professor der zwischen akademischem Wissen, nicht nur über den „Fliegenden Holländer“ und der Seekrankheit agierte. Den zweiten Passagier und Gesprächspartner des Professors gab etwas behäbig Robert Sachsenhauser. Sein Bestattungsunternehmer, das Cocktailglas in der Hand, liebte den Genuss im Leben, den leichten praktischen Dialog und geschäftstüchtig entwickelte er platzsparende Urnengräber. Thomas Feldkamp spielte sowohl einen Fischer als auch den Bürgermeister von Porto Celeste. Der Fischer, ein einfacher gerader Kerl, gelang ihm ebenso wie der in Amtsgeschäften brillant auftretende typisch italienische Mann. Einen Monolog über die Kaktusfrucht hielt Michael Ostertag. Emotionslos, doch mit feiner Nuancierung brachte er das Wesen der Frucht an das Publikum.
Italien und den Humanismus verbindet eine lange gemeinsame Geschichte. In der Renaissance fand er hier einen seiner Höhepunkte und viele der Ideen wurden umgesetzt. Heute verteidigt Italien (wie andere europäische Grenzländer auch) den Humanismus für sich, für Europa. „Die draußen“ sind keine Menschen, suggeriert dies, und daran ändert sich auch nichts, wenn sie bereits in Plastik eingeschweißte Ausweise haben.
Maxi Obexers Stück „Geisterschiff“ nimmt sich dieses Themas an und beginnt mit dem Bericht über die Versenkung eines Flüchtlingsschiffes „Millimeter vor der italienischen Küste“ in den internationalen Gewässern. Zwei junge Reporter, auf dem Weg zu einem Kongress in Porto Celeste, wollen investigativen Journalismus betreiben und beginnen mit der Recherche über das Unglück. Und wäre da nicht der von der Jury ausgesetzte Preis den sie erlangen wollten, für eine Reise oder die Altersvorsorge, dann könnte man meinen, die Aufdeckung von Missständen erfolgte allein um der größeren Sache, einer humanen Weltgemeinschaft wegen. Wie einfach es ist, über den kleinen Egoismus die verbindende Idee des Humanismus auszuhebeln, wird nicht nur an dieser Stelle deutlich. Die Kuratorin des Kongresses ist auf der Suche nach Projekten für einen Utopien-Park. Sie erfährt die Grenzen ebenso wie zwei weitere Passagiere auf der Überfahrt.
Ein großes weißes Segel dominierte sinnfällig die Bühne (Mark Späth), mal blähte es sich im Wind, mal hing es wie ein Vorhang im Raum. Regisseur Torsten Bischof schuf damit wechselnde Szenenbilder, vom Deck des Passagierschiffs bis zum Büro des Bürgermeisters. Bischof inszenierte das Stück unaufwendig und ließ dem Werk das Wort. Dieses besteht aus gehaltvollen intelligenten Dialogen und das beförderte das Spiel der Darsteller. Nicola Trub und Oliver Bitzer gaben die Journalisten. Ambitioniert und doch sehr schnell an die Grenzen stoßend, schwankten sie zeitgemäß zwischen der großen Aufgabe und dem Möglichen. Die Kuratorin Bettina Hampel war ganz moderne Frau, abwechselnd idealistisch und taktisch, je nach Bedarf. Rochus Weiser, ein Passagier, verkörperte glaubhaft den Professor der zwischen akademischem Wissen, nicht nur über den „Fliegenden Holländer“ und der Seekrankheit agierte. Den zweiten Passagier und Gesprächspartner des Professors gab etwas behäbig Robert Sachsenhauser. Sein Bestattungsunternehmer, das Cocktailglas in der Hand, liebte den Genuss im Leben, den leichten praktischen Dialog und geschäftstüchtig entwickelte er platzsparende Urnengräber. Thomas Feldkamp spielte sowohl einen Fischer als auch den Bürgermeister von Porto Celeste. Der Fischer, ein einfacher gerader Kerl, gelang ihm ebenso wie der in Amtsgeschäften brillant auftretende typisch italienische Mann. Einen Monolog über die Kaktusfrucht hielt Michael Ostertag. Emotionslos, doch mit feiner Nuancierung brachte er das Wesen der Frucht an das Publikum.
Rochus Weiser, Robert Sachsenhauser © Hilda Lobinger |
Fast könnte man sagen, ein wirklich gutes Theaterstück, wäre da nicht die Eröffnungsrede der Kuratorin des Kongresses „Vom europäischen Unbehagen über ...“ am Ende. Hier will eine Autorin zu viel und das Unbehagen fand zwischen Bühne und Publikum statt, und nicht im Zuschauer, wo es hin gehört. Wenn man lange genug und oft genug darüber spricht, verliert alles seinen Schrecken. Wenn man es von allen Seiten nur eingehend genug beleuchtet, erübrigt sich scheinbar die Frage der Lösbarkeit. Ein Patt entsteht in dem der erhobene Zeigefinger unangebracht ist, kann er doch keinesfalls Haltung ersetzen.
Es bleibt die Frage nach dem „Was tun?“ und die Verbalisierung von Missständen kann immer nur ein Anfang sein. Anregung gibt das sehenswerte Stück, doch dann ...
Es bleibt die Frage nach dem „Was tun?“ und die Verbalisierung von Missständen kann immer nur ein Anfang sein. Anregung gibt das sehenswerte Stück, doch dann ...
C.M.Meier
Geisterschiff
von Margareth Obexer
Nicola Trub, Oliver Bitzer, Bettina Hamel, Rochus Weiser, Robert Sachsenhauser, Thomas Feldkamp, Michael Ostertag Regie: Torsten Bischof |