Kammerspiele Alpsegen von Feridun Zaimoglu und Günter Senkel
Düster klang es vom Berg herunter
Schweres Wetter geht um und mit ihm dunkle Gestalten, kriechend, robbend, hinschlagend, brabbelnd, betend. Der Alpsegen wird eingeholt zum Schutz vor den Sagenhaften, auch den Auswärtigen, die selten Gutes bringen. Nein, in Bayern ist man nicht religiös; man ist katholisch. Nebenher auch okkult, um das Grauenhafte abzuwehren. Aber die Welt dreht sich und damit das so bleibt, stellt man immer auch einen Stuhl für den Heiland an den Tisch.
Ein Mann steigt ab im Gasthof, ein Ehemann namens Curd. In seiner Begleitung der junge Italiener Flavio. Curd ist ein Perverser, zumindest glaubt er das. Die Bayern wissen es natürlich. Max, Curds Sohn, wurde von der Mutter Evi hinterher geschickt, um den abtrünnigen Vater und Ehemann eine unmissverständliche Botschaft zu überbringen. Max, der von der Stadt München beeindruckt und überfordert ist, lernt in einem Museum Cecilia kennen. Zarte Bande werden geknüpft. Max, nun im Banne der Schönheit, hört irgendwann auf, den Vater zu suchen. Allerdings ist er auch von Cecilia und deren Vater überfordert, und entschließt sich, in die Isar zu gehen. Curd kehrt unverrichteter Dinge (gemeint ist der gleichgeschlechtliche Akt mit Flavio) an den heimischen Herd zurück. Ein Perverser hatte ihn verführen wollen. Er widerstand.
Soweit die Handlung des Erzählstücks von Feridun Zaimoglu und Günter Senkel. Die Geschichte hat allerdings einen anderen Hintergrund, der sich entlang des Handlungsfadens entspinnt. Sie kündet von der Welt der Sagenhaften. Der fahle Gimpel, die Mondhelle, die feurigen Männer, die Wäscherin an der Furt und so weiter, und so weiter ... entfesseln eine okkulten Reigen, der Düsternis und schlimme Verheißung über das Spiel breitet. Feridun Zaimoglu hat sie alle zusammengeführt, die Mächte des Sagenhaften und lässt sie eingreifen in die rationalen Vorgänge. Sie treiben die Menschen an den Rand des Wahnsinns, manchen auch darüber hinaus.
Schweres Wetter geht um und mit ihm dunkle Gestalten, kriechend, robbend, hinschlagend, brabbelnd, betend. Der Alpsegen wird eingeholt zum Schutz vor den Sagenhaften, auch den Auswärtigen, die selten Gutes bringen. Nein, in Bayern ist man nicht religiös; man ist katholisch. Nebenher auch okkult, um das Grauenhafte abzuwehren. Aber die Welt dreht sich und damit das so bleibt, stellt man immer auch einen Stuhl für den Heiland an den Tisch.
Ein Mann steigt ab im Gasthof, ein Ehemann namens Curd. In seiner Begleitung der junge Italiener Flavio. Curd ist ein Perverser, zumindest glaubt er das. Die Bayern wissen es natürlich. Max, Curds Sohn, wurde von der Mutter Evi hinterher geschickt, um den abtrünnigen Vater und Ehemann eine unmissverständliche Botschaft zu überbringen. Max, der von der Stadt München beeindruckt und überfordert ist, lernt in einem Museum Cecilia kennen. Zarte Bande werden geknüpft. Max, nun im Banne der Schönheit, hört irgendwann auf, den Vater zu suchen. Allerdings ist er auch von Cecilia und deren Vater überfordert, und entschließt sich, in die Isar zu gehen. Curd kehrt unverrichteter Dinge (gemeint ist der gleichgeschlechtliche Akt mit Flavio) an den heimischen Herd zurück. Ein Perverser hatte ihn verführen wollen. Er widerstand.
Soweit die Handlung des Erzählstücks von Feridun Zaimoglu und Günter Senkel. Die Geschichte hat allerdings einen anderen Hintergrund, der sich entlang des Handlungsfadens entspinnt. Sie kündet von der Welt der Sagenhaften. Der fahle Gimpel, die Mondhelle, die feurigen Männer, die Wäscherin an der Furt und so weiter, und so weiter ... entfesseln eine okkulten Reigen, der Düsternis und schlimme Verheißung über das Spiel breitet. Feridun Zaimoglu hat sie alle zusammengeführt, die Mächte des Sagenhaften und lässt sie eingreifen in die rationalen Vorgänge. Sie treiben die Menschen an den Rand des Wahnsinns, manchen auch darüber hinaus.
Muriel Gerstner Bühne glich einem dunklen Kabinett, wandelbar durch wenige Requisiten, einem Puppentheater gleich mit düsteren Vorhängen als Begrenzung. Darauf waren auch schon mal Fledermäuse auszumachen. Die erste Szene war ein Wirtshausszene, in der ein Gast, urkomisch von Michael Tregor gespielt, bayerische Leibspeisen aufzählte. Die Wirtin, eine kraftvoll klagende Gundi Ellert, hatte indes den Feind ausgemacht: Den Gast, der selbst noch Pfeffer- und Salzstreuer mitgehen lässt, nachdem er ewig seinen Schnaps nicht austrinkt. Dann betrat Curd die Szenerie. Jochen Noch gab einen verklemmten, von inneren Qualen gepeinigten Städter vor dem coming out. Ja, der führte nichts Gutes im Schilde, ein echter Perverser, soviel war klar. Dann reiste Flavio an und beide bezogen ihr Doppelzimmer. Jetzt ging es zur Sache, auch wenn es nicht dazu kam. Kristof Van Boven machte als Flavio keinen Hehl aus seiner Homosexualität und brachte seinen Lover Curd (und wohl auch einen Teil des Publikums) schwanzwedelnd in arge Bedrängnis. Indes kam Max in München an. Benny Claessens, figürlich ein Schwergewicht, der seine Körperfülle in kindische Komik verwandelte, wirkte unentwegt eingeschüchtert, nicht zuletzt, da ihm Mutter Elvira als Telefonstimme peinlich nachstellte. In Cecilia erlag er den Verlockungen der Großstadt. Wiebke Puls spielte engagiert, bekam aber von der Regie zu wenige Vorgaben, um, wie man es von ihr gewohnt ist, zu ganz großer Form aufzulaufen. Sie blieb eine Nebenrolle, ähnlich wie Michael Tregor, der allerdings durch sein Spiel im Gedächtnis blieb. Sämtliche Darsteller agierten in verschiedensten Szenen als Sagengestalten, derb bayerisch, gruselig oder auch nur schräg. Es bedurfte profunder Kenntnis der bayerischen Sagenwelt, um hinter jedes Zitat des Autors steigen zu können. Der letzte Eindruck war dann doch ein bedrohlicher.
Regisseur Sebastian Nübling startete sein Inszenierung mit furioser (auch denunzierender) Komik. Doch es dauerte nicht lange, und die Geschichte wurde breit und breiter, was zwangsläufig auch zu Längen führte. Am Ende war es beinahe peinlich, wenn Max (Benny Claessens) mit den Armen rudernd, slapstickartige, sich wiederholende Abläufe zelebrierte, die von darstellerischer Ratlosigkeit zeugten. So starb denn auch die Lust am Betrachten und nach 135 Minuten waren Teile des Publikums mehr erlöst als hingebungsvoll begeistert. Die Autoren Feridun Zaimoglu und Günter Senkel hatten schlichtweg zuviel gewollt und Sebastian Nübling hatte dem überbordenden Erzähltext nicht Einhalt geboten. Weniger wäre hier mehr gewesen. Die Kostüme von Eva-Maria Bauer, eingangs überraschend, verloren mit der Zeit ihren Reiz und entsprachen in ihrer blaustrümpfig-schwarzen Uniformität leider der Tristesse, die sich mit der okkulten Überfrachtung breit machte. Die Lederhosen und Hirschgeweihe reichten zur Rettung nicht aus. Auch dem wunderbare Tubaspiel von Peter Laib glückte dies nicht, selbst wenn er das Instrument wie ein Dingeridoo blies.
Der gebürtige Türke Feridun Zaimoglu, der in München-Moosach aufwuchs, macht keinen Hehl aus seiner tiefen Liebe zu Bayern, München und dem Bayerischen, selbst dann nicht, wenn sich München als ein Tummelplatz für Touristen entpuppt. Allerdings zeichnete er ein Bild vom Land, das an ein Feen- und Trollenreich erinnert, deren mythische Bewohner allerdings eher Cretins gleichen. Den Eingeborenen gilt es mit Vorsicht zu begegnen! Dass er damit nicht ganz unrichtig liegt, weiß jeder, der nächtens schon mal ein oberbayerisches Gasthaus (insbesondere an katholischen Feiertagen) besucht hat. Es ist ein durchaus ansprechender Versuch, in die bayerische Seele vorzudringen, die immer noch ein wenig zusammenzuckt, wenn es düster vom Berg herabklingt. Sebastina Nübling gelang es jedoch nicht hinreichend, das Schauspiel mit dem Text zu einem in sich geschlossenen Gesamtkunstwerk zu verschmelzen.
Regisseur Sebastian Nübling startete sein Inszenierung mit furioser (auch denunzierender) Komik. Doch es dauerte nicht lange, und die Geschichte wurde breit und breiter, was zwangsläufig auch zu Längen führte. Am Ende war es beinahe peinlich, wenn Max (Benny Claessens) mit den Armen rudernd, slapstickartige, sich wiederholende Abläufe zelebrierte, die von darstellerischer Ratlosigkeit zeugten. So starb denn auch die Lust am Betrachten und nach 135 Minuten waren Teile des Publikums mehr erlöst als hingebungsvoll begeistert. Die Autoren Feridun Zaimoglu und Günter Senkel hatten schlichtweg zuviel gewollt und Sebastian Nübling hatte dem überbordenden Erzähltext nicht Einhalt geboten. Weniger wäre hier mehr gewesen. Die Kostüme von Eva-Maria Bauer, eingangs überraschend, verloren mit der Zeit ihren Reiz und entsprachen in ihrer blaustrümpfig-schwarzen Uniformität leider der Tristesse, die sich mit der okkulten Überfrachtung breit machte. Die Lederhosen und Hirschgeweihe reichten zur Rettung nicht aus. Auch dem wunderbare Tubaspiel von Peter Laib glückte dies nicht, selbst wenn er das Instrument wie ein Dingeridoo blies.
Der gebürtige Türke Feridun Zaimoglu, der in München-Moosach aufwuchs, macht keinen Hehl aus seiner tiefen Liebe zu Bayern, München und dem Bayerischen, selbst dann nicht, wenn sich München als ein Tummelplatz für Touristen entpuppt. Allerdings zeichnete er ein Bild vom Land, das an ein Feen- und Trollenreich erinnert, deren mythische Bewohner allerdings eher Cretins gleichen. Den Eingeborenen gilt es mit Vorsicht zu begegnen! Dass er damit nicht ganz unrichtig liegt, weiß jeder, der nächtens schon mal ein oberbayerisches Gasthaus (insbesondere an katholischen Feiertagen) besucht hat. Es ist ein durchaus ansprechender Versuch, in die bayerische Seele vorzudringen, die immer noch ein wenig zusammenzuckt, wenn es düster vom Berg herabklingt. Sebastina Nübling gelang es jedoch nicht hinreichend, das Schauspiel mit dem Text zu einem in sich geschlossenen Gesamtkunstwerk zu verschmelzen.
Wolf Banitzki
Alpsegen
von Feridun Zaimoglu und Günter Senkel
Benny Claessens, Gundi Ellert, Tim Erny, Peter Laib, Jochen Noch, Wiebke Puls, Michael Tregor, Kristof Van Boven Regie: Sebastian Nübling |