Metropol Theater Frohes Fest von Anthony Neilson
Frohes Fest - eine eher beschauliche Geschichte
Eine Komödie lebt gemeinhin von Verwechselungen und Missverständnissen, eine (raben-) schwarze Komödie zudem von Tabubrüchen. Diese Qualität weist "Frohes Fest" von Anthony Neilson ohne Zweifel auf. Die Polizisten Blunt (Werner Haindl) und Gobbel (Gerd Lohmeyer) sind am Heiligen Abend in heikler Mission unterwegs. Am Abend der Geburt des Heilands sind sie Todesboten. Sie müssen Balthasar (Adolf Adam) und seiner Ehefrau (Christiane Blumhoff) die Nachricht vom Unfalltod der Tochter überbringen. Noch ehe die vor Ängsten schlotternden Gesetzeshüter ihrer Pflicht Genüge tun können, geraten sie unter den Verdacht, in kinderschänderische Vorgänge verwickelt zu sein. Gronya (Judith Toth), Mitglied einer selbsternannten Bürgerwehr gegen Pädophile, bringt beide Polizisten handfest und sehr maskulin in arge Bedrängnis. Als beide endlich in der Wohnung der beklagenswerten Eltern angelangt sind, geschieht das fatale Missverständnis. Man meint, noch ehe Blunt und Gobbel dies verhindern können, der Hund, ihr "Baby" sei Opfer eines Verkehrsunfalls geworden. Unfähig, da man um das Leben der alten Leute fürchtet, gelingt es den beiden Uniformierten nicht, die Angelegenheit richtig zu stellen. Von nun an geht's bergab. Der Strudel der Ereignisse reißt alles mit sich, ein Hund muss scheinbar sterben, ein Pfarrer endet bewusstlos im Schrank, ebenso ein missbrauchtes Kind und immer wieder entstehen zwei - oder mehrdeutige Situationen, die ohne Zweifel jedermanns Zwergfell einer Zerreißprobe unterwerfen würden, wenn …, ja, wenn sie denn entsprechend von der Bühne rüber kämen.
Thomas Flachs Bühne war nach den Regeln der Boulevardkomödien eingerichtet. Er zeigte auf sehr präzise und sehr realistische Weise die kleine Welt Balthasars und seiner Ehefrau. Das Tannebäumchen heimelte umgeben von Geschenkpaketen in der Ecke vor sich hin, die Hausbar war wohl bestückt und die Sessel der Sitzecke ließen sich leicht verschieben. Der Läufer zum Transport ohnmächtiger Personen befand sich stets in Reichweite und, wie es sich in einem anständigen Komödienbühnenbild gehört, es boten sich mindestens drei Türen für Auf- und Abgänge an. Komödien leben immer auch davon, dass stets unerwartet eine Person im denkbar schlechtesten Augenblick auftaucht.
Eine Komödie lebt gemeinhin von Verwechselungen und Missverständnissen, eine (raben-) schwarze Komödie zudem von Tabubrüchen. Diese Qualität weist "Frohes Fest" von Anthony Neilson ohne Zweifel auf. Die Polizisten Blunt (Werner Haindl) und Gobbel (Gerd Lohmeyer) sind am Heiligen Abend in heikler Mission unterwegs. Am Abend der Geburt des Heilands sind sie Todesboten. Sie müssen Balthasar (Adolf Adam) und seiner Ehefrau (Christiane Blumhoff) die Nachricht vom Unfalltod der Tochter überbringen. Noch ehe die vor Ängsten schlotternden Gesetzeshüter ihrer Pflicht Genüge tun können, geraten sie unter den Verdacht, in kinderschänderische Vorgänge verwickelt zu sein. Gronya (Judith Toth), Mitglied einer selbsternannten Bürgerwehr gegen Pädophile, bringt beide Polizisten handfest und sehr maskulin in arge Bedrängnis. Als beide endlich in der Wohnung der beklagenswerten Eltern angelangt sind, geschieht das fatale Missverständnis. Man meint, noch ehe Blunt und Gobbel dies verhindern können, der Hund, ihr "Baby" sei Opfer eines Verkehrsunfalls geworden. Unfähig, da man um das Leben der alten Leute fürchtet, gelingt es den beiden Uniformierten nicht, die Angelegenheit richtig zu stellen. Von nun an geht's bergab. Der Strudel der Ereignisse reißt alles mit sich, ein Hund muss scheinbar sterben, ein Pfarrer endet bewusstlos im Schrank, ebenso ein missbrauchtes Kind und immer wieder entstehen zwei - oder mehrdeutige Situationen, die ohne Zweifel jedermanns Zwergfell einer Zerreißprobe unterwerfen würden, wenn …, ja, wenn sie denn entsprechend von der Bühne rüber kämen.
Thomas Flachs Bühne war nach den Regeln der Boulevardkomödien eingerichtet. Er zeigte auf sehr präzise und sehr realistische Weise die kleine Welt Balthasars und seiner Ehefrau. Das Tannebäumchen heimelte umgeben von Geschenkpaketen in der Ecke vor sich hin, die Hausbar war wohl bestückt und die Sessel der Sitzecke ließen sich leicht verschieben. Der Läufer zum Transport ohnmächtiger Personen befand sich stets in Reichweite und, wie es sich in einem anständigen Komödienbühnenbild gehört, es boten sich mindestens drei Türen für Auf- und Abgänge an. Komödien leben immer auch davon, dass stets unerwartet eine Person im denkbar schlechtesten Augenblick auftaucht.
Werner Haindl, Gerd Lohmeyer © Hilda Lobinger |
Jochen Schölch hatte mit Werner Haindl (Blunt) und Gerd Lohmeyer (Gobbel) ein kongeniales Paar verpflichtet. Sie erinnerten nicht selten an Laurel und Hardy. Haindls Blunt zeichnete sich durch das ständige Bemühen aus, die Dinge im Griff zu behalten, die da so übermächtig aus dem Ruder liefen. Lohmeyers Gobbel hingegen verhielt sich geradezu autistisch zu den Vorgängen, lieferte völlig surreale Kommentare und steigerte die Verwirrung, in dem er auf die Absurditäten einging. Adolf Adam (Balthasar) gelang es nicht immer, adäquat und komödiantisch zu reagieren und gerade in einer Komödie, in der es Schlag auf Schlag geht, sind die Darsteller hochgradig voneinander abhängig. Christiane Blumhoffs Darstellung der Ehefrau war ohnehin so angelegt, dass sie an den wirklichen Vorgängen stets mit nachtwandlerischer Sicherheit vorbei schlitterte. Judith Toth punktete mit der Darstellung einer wahrlich Furcht einflößenden und martialisch auftretenden Kinderrächerin, völlig unweiblich und eine echte Testosteronbremse. Überraschend, wenn man sie aus anderen Rollen kennt.
Eigentlich hätte dieser Abend ein Heidenspaß werden können, vorausgesetzt, der Zuschauer konnte mit Tod, der nicht stattfand, und Kindesmissbrauch, der stattfand, heiter umgehen. Anthony Neilsons Text hielt, was er als Farce versprach, Jochen Schölchs Inszenierung leider nicht. Die beinahe zweistündige Inszenierung wies durchaus Längen auf und nicht selten musste der Zuschauer den Gags hinterher hecheln, um sie wahr zu nehmen. Lohmeiers Physiognomie und sein mimisches Understatement sind zwar etwas außergewöhnliches, ersetzen aber letztlich den Wortwitz nicht, der nach Pointierung verlangt. Die Antwort auf die Frage, warum ein so exzellent gebauter Text nicht griff, ist einfach. Tempo und Timing stimmten nicht. Die Geschichte wurde recht behäbig erzählt, selbst Situationen, in denen es wüst und hysterisch zuging, blieben überschaubar und regten nicht wirklich auf. Derartige Komödien leben davon, dass die Geschwindigkeit den Zuschauer davon abhält, den nächsten Gag zu erahnen. Erst dann schlägt derselbe ein wie eine Bombe und zerreißt den Betrachter schier. In der Inszenierung von Jochen Schölch wurde dem Betrachter alle Zeit gegeben, sich den folgenden Witz selbst auszudenken und nicht selten gelang es, denn auch Anthony Neilson kocht in seinem Text nur mit Wasser. Hätte man dieses Stück auf die Dauer von eineinhalb Stunden hin inszeniert, wäre zwangsläufig ein Tempo aufgekommen, das den Vorgängen angemessen gewesen wäre. Chaos und hochgradige Verwirrung sind dessen Inhalt und nicht das intellektuelle Nachspüren des Wortwitzes. Der Wortwitz ist das Mittel, nicht das Anliegen.
Aber wer weiß, vielleicht schüttelt es sich ja noch zurecht.
Eigentlich hätte dieser Abend ein Heidenspaß werden können, vorausgesetzt, der Zuschauer konnte mit Tod, der nicht stattfand, und Kindesmissbrauch, der stattfand, heiter umgehen. Anthony Neilsons Text hielt, was er als Farce versprach, Jochen Schölchs Inszenierung leider nicht. Die beinahe zweistündige Inszenierung wies durchaus Längen auf und nicht selten musste der Zuschauer den Gags hinterher hecheln, um sie wahr zu nehmen. Lohmeiers Physiognomie und sein mimisches Understatement sind zwar etwas außergewöhnliches, ersetzen aber letztlich den Wortwitz nicht, der nach Pointierung verlangt. Die Antwort auf die Frage, warum ein so exzellent gebauter Text nicht griff, ist einfach. Tempo und Timing stimmten nicht. Die Geschichte wurde recht behäbig erzählt, selbst Situationen, in denen es wüst und hysterisch zuging, blieben überschaubar und regten nicht wirklich auf. Derartige Komödien leben davon, dass die Geschwindigkeit den Zuschauer davon abhält, den nächsten Gag zu erahnen. Erst dann schlägt derselbe ein wie eine Bombe und zerreißt den Betrachter schier. In der Inszenierung von Jochen Schölch wurde dem Betrachter alle Zeit gegeben, sich den folgenden Witz selbst auszudenken und nicht selten gelang es, denn auch Anthony Neilson kocht in seinem Text nur mit Wasser. Hätte man dieses Stück auf die Dauer von eineinhalb Stunden hin inszeniert, wäre zwangsläufig ein Tempo aufgekommen, das den Vorgängen angemessen gewesen wäre. Chaos und hochgradige Verwirrung sind dessen Inhalt und nicht das intellektuelle Nachspüren des Wortwitzes. Der Wortwitz ist das Mittel, nicht das Anliegen.
Aber wer weiß, vielleicht schüttelt es sich ja noch zurecht.
Wolf Banitzki
Frohes Fest
von Anthony Neilson
Adolf Adam, Christiane Blumhoff, Martin Dudeck, Werner Haindl, Gerd Lohmeyer, Henriette Schmidt, Judith Toth Regie: Jochen Schölch |