Metropol Theater Der Sammler der Augenblicke von Quint Buchholz
Reise ins Land der Poesie
Max, der Maler, ist ein Sammler der Augenblicke. Der Junge, der Max beinahe täglich in dessen Atelier besucht, kann sich darunter nicht allzu viel vorstellen. Ebenso verwirren ihn die sonderbaren Geschichten von kanadischen Schneeelefanten oder von fliegenden Zirkuswagen, deren Fenster zudem noch hell erleuchtet sind. Wenn Max arbeitet, liest der Junge in den Büchern des Malers in einem roten Fauteuil sitzend. Er bekommt die fertigen Bilder nie zu Gesicht, denn wenn Max mit einem fertig ist, stellt er es mit der bemalten Seite gegen die Wand. Manchmal spielt Max auch auf seiner Geige, denn, wie er meint, stecke in jedem Bild, in jedem Abbild des Augenblicks eine Musik. Eines Tages unternimmt der Maler eine Reise und bittet den Jungen, seine Blumen zu gießen und die Post aus dem Briefkasten zu nehmen ...
Inzwischen ist der Junge alt geworden. Er spielt auf der Straße die Geige von Max, erinnert sich an den Maler und erzählt dessen Geschichte. Gerd Lohmeyer verkörperte diesen alt gewordenen Knaben auf der Bühne des Metropol Theaters. Ein Bühnenbild im herkömmlichen Sinne gab es nicht. Der Hintergrund wurde begrenzt von einer Kinoleinwand, auf der sich das Antlitz Lohmeyers, das nach seinem Auftritt eingefroren worden war, langsam und unaufhaltsam in das Gesicht des Knaben verwandelte. Gerd Lohmeyer erzählte mit sanfter und sympathischer Stimme, in der viel kindliche Erinnerungsschwelgerei mitschwang, von seinen Begegnungen mit Max. Er erzählte, was es mit dem „Sammler der Augenblicke“ auf sich hatte und kam zu der Erkenntnis, dass jeder Augenblick ein Davor und ein Danach hat. Dieses Davor und Danach wird im Angesicht des Augenblicks, welchen der Maler festgehalten hatte, im Betrachter lebendig und Geschichten entstehen.
Lohmeyer führte die Geige von Max und dessen großen braunen Reisekoffer mit sich. Nachdem er einige Takte gespielt hatte, setzte die am linken Bühnenrand sitzende Jolanta Szczelkun mit ihrer Ziehharmonika ein und begleitete das Nachfolgende mit wunderbaren atmosphärischen Melodien, sensibel und wirkungsvoll vorgetragen. Alles begann sich in eine märchenhafte Fantasiewelt zu verwandeln. Als Gerd Lohmeyer an die Stelle in der Geschichte gelangte, in der er im Besitz des Schlüssels von Max Wohnung war, diese endlich betrat, kam der Augenblick, in dem er die Bilder betrachten konnte.
Max, der Maler, ist ein Sammler der Augenblicke. Der Junge, der Max beinahe täglich in dessen Atelier besucht, kann sich darunter nicht allzu viel vorstellen. Ebenso verwirren ihn die sonderbaren Geschichten von kanadischen Schneeelefanten oder von fliegenden Zirkuswagen, deren Fenster zudem noch hell erleuchtet sind. Wenn Max arbeitet, liest der Junge in den Büchern des Malers in einem roten Fauteuil sitzend. Er bekommt die fertigen Bilder nie zu Gesicht, denn wenn Max mit einem fertig ist, stellt er es mit der bemalten Seite gegen die Wand. Manchmal spielt Max auch auf seiner Geige, denn, wie er meint, stecke in jedem Bild, in jedem Abbild des Augenblicks eine Musik. Eines Tages unternimmt der Maler eine Reise und bittet den Jungen, seine Blumen zu gießen und die Post aus dem Briefkasten zu nehmen ...
Inzwischen ist der Junge alt geworden. Er spielt auf der Straße die Geige von Max, erinnert sich an den Maler und erzählt dessen Geschichte. Gerd Lohmeyer verkörperte diesen alt gewordenen Knaben auf der Bühne des Metropol Theaters. Ein Bühnenbild im herkömmlichen Sinne gab es nicht. Der Hintergrund wurde begrenzt von einer Kinoleinwand, auf der sich das Antlitz Lohmeyers, das nach seinem Auftritt eingefroren worden war, langsam und unaufhaltsam in das Gesicht des Knaben verwandelte. Gerd Lohmeyer erzählte mit sanfter und sympathischer Stimme, in der viel kindliche Erinnerungsschwelgerei mitschwang, von seinen Begegnungen mit Max. Er erzählte, was es mit dem „Sammler der Augenblicke“ auf sich hatte und kam zu der Erkenntnis, dass jeder Augenblick ein Davor und ein Danach hat. Dieses Davor und Danach wird im Angesicht des Augenblicks, welchen der Maler festgehalten hatte, im Betrachter lebendig und Geschichten entstehen.
Lohmeyer führte die Geige von Max und dessen großen braunen Reisekoffer mit sich. Nachdem er einige Takte gespielt hatte, setzte die am linken Bühnenrand sitzende Jolanta Szczelkun mit ihrer Ziehharmonika ein und begleitete das Nachfolgende mit wunderbaren atmosphärischen Melodien, sensibel und wirkungsvoll vorgetragen. Alles begann sich in eine märchenhafte Fantasiewelt zu verwandeln. Als Gerd Lohmeyer an die Stelle in der Geschichte gelangte, in der er im Besitz des Schlüssels von Max Wohnung war, diese endlich betrat, kam der Augenblick, in dem er die Bilder betrachten konnte.
Gerd Lohmeyer © Hilda Lobinger |
Lohmeiers schelmisches Gesicht und seine sanfte, aber nachdrückliche Art des Vortrags vereinte Alter und Kindlichkeit gleichermaßen. Dann zog er sich zurück und die Bilder erschienen auf der Leinwand. (Bildbearbeitung: Alisa Wimmer) Die Bilder waren zum Teil surreal, verblüffend in Komposition und Inhalt. Ein wenig schienen sie von denen René Magrittes inspiriert zu sein. Über einen ziemlich langen Zeitraum tauchte der Zuschauer in die Bilderwelt des „Sammlers der Augenblicke“ ein und erlebte Erstaunliches. Die Erzählungen von Max nahmen Gestalt an. Die scheuen und gewaltigen kanadischen Schneeelefanten wurden für kurze Zeit im Schneegestöber eines Bildes sichtbar. Der Zirkuswagen schwebte am Himmel entlang und ein Boot erschien hinter einer sich öffnenden Tür. Darin standen ein König und ein Löwe, saß ein schönes langhaariges Mädchen. Aus jedem Bild erstieg ein neues Bild, und jedes für sich hielt eine poetische Überraschung für den Betrachter bereit. Zum Beispiel stand ein Mann in einer hellen Jacke am Bildrand und als alle Geheimnisse des Bildes sichtbar geworden waren, ging dieser Mann zur Verblüffung der Zuschauer einfach durch das Bild davon.
Jochen Schölch, ein wahrer Theatermagier, zeigte einmal mehr, wie wenig es bedarf, den Zuschauer in den Bann zu schlagen und seine Fantasie zu entfesseln. Kleine Zaubertricks, Miniaturmodelle von der Erde, dem Leuchtturm, die Geschichte spielt auf einer Insel, oder einer Bibliothek, die sich im braunen Koffer verbarg, zeigten dem Zuschauer, wie sehr er oder sie noch Kind sein können. Der einstündige Abend war eine Reise ins Reich der Poesie, fesselnd und kurzweilig. Das Erwachen aus der poetischen Verzauberung hatte beinahe etwas Schmerzhaftes. Schölch hat auch mit dieser Arbeit wieder einmal bewiesen, wie ‚weit das Land Theater’ sein kann. Ihm und seinen Mitstreitern gebührt Dank. Diese Inszenierung war ein wunderbares Geschenk ans Publikum.
Wolf Banitzki
Der Sammler der Augenblicke
von Quint Buchholz
Gerd Lohmeyer und Jolanta Szczelkun Regie: Jochen Schölch Künstlerische Mitarbeit: Quint Buchholz Musik: Jolanta Szczelkun |