Metropoltheater Dr. Wahn von Paul Kaiser


 

 
Nobelpreisverdächtige Unterhaltung = Intelligenz x Humor2

Auf dies Formel können die 90 Minuten mit Dr. Wahn zusammengefasst werden. Und bei so viel Einsicht können, ja müssen dem Vortragenden, schon die roten Haare zu Berge stehen. Spreizt sich doch das Wissen tatsächlich meist vehement gegen das Leben und vice versa. Da hilft nur eine exorbitante Portion Humor. „Man kann nicht alles verstehen ... Wahnsinn oder Wahn ohne Sinn.“  Wer weiß das schon? „Wir wissen nichts ... aber alles besser.“

Auf dem Schreibtisch, dem Sinnbild für festgeschriebenes Wissen, welcher in der Mitte der Bühne stand, waren Bücher aufgetürmt, ein Radio, eine Reihe von Weltkugeln, das Modell eines Atoms und dergleichen Anschauungsmaterial mehr. Anhand zweier Fotos holte Dr. Wahn einen Punkt der Heisenbergschen Unschärferelation in seinen Vortrag. War das fahrende rote Auto deutlich scharf erkennbar, so verschwamm der Hintergrund und umgekehrt. „Es ist nicht möglich den Ort und den Impuls eines Quantenobjektes gleichzeitig exakt zu messen.“ - „Welche Anschauung ist wahrer?“ Die des Wissens, oder die des Lebens? Was hat das für Konsequenzen, wenn alles relativ ... und die Resultate abhängig von einer Laune des Betrachters sind.

Es muss also verwundern, dass im allgemeinen alltäglichen Chaos doch vergleichsweise viel ganz ausgezeichnet und präzise abläuft, ein Mindestmaß an Einigkeit in der Betrachtung herrscht. Dass die Menschen sich fortpflanzen, obwohl die Unvereinbarkeit, dieses beglückende spannende Missverständnis zwischen den Geschlechtern dem widerspricht und obwohl jeder einzelne die Welt relativ ganz anders wahrnimmt. Da tat es gut Zuschauer zu sein, sich scheinbar unbeteiligt amüsieren zu können. Scheinbar unbeteiligt, denn Dr. Wahn bezog das Publikum durchaus in seine Ausführungen voll komischer und ergreifender Momente ein. Intelligent und witzig gestaltete Paul Kaiser den Vortrag durch die, die Weltanschauung grundsätzlich verändernden wissenschaftlichen Erkenntnisse des letzten Jahrhunderts. Sprachspiele und Wortgewandtheit gepaart mit der unverkennbaren Gestik des enthusiastischen konzentrierten „wahnhaften Wissenschaftlers“ zeichneten das überaus lebendige Vortragsspiel von Paul Kaiser aus. Schafft er’s? Er schaffte es! Er holte viel Wissen, auf gut verständliche Weise vom Schreibtisch auf den Boden. Er machte verständlich, wie es möglich wäre mit einem speziellen Fernrohr durch die Zeiten zu sehen –auf den eigenen Rücken, wohl um sich selbst auf die Schliche zu kommen. Hat es alles schon mal gegeben vor UrUrzeiten oder befindet sich alles immer ausschließlich gleichzeitig im Jetzt, dem rasenden Stillstand und die Zeit ist bloße Einbildung? Lassen Sie sich die Welt erklären von Dr. Wahn.

 
   
 

Paul Kaiser

© Hilda Lobinger

 

 

Die alles durchdringende Erkenntnis nach dem Vortrag: Man kann zwar fast alles berechnen, kommt aber deshalb mit dem offensichtlich einfachen Leben doch nicht wirklich klarer. Willkommen im Erlebnispark des allgemeinen Wahnsinns. Alles ist möglich und hier war es unmöglich ohne erhellendes Lachen davon zu kommen. Gäbe es einen Nobelpreis für Theater, er würde zweifellos Dr. Wahn – Paul Kaiser - zuerkannt.

 
C.M.Meier

 

 


Dr. Wahn

Eine ur-knallige Raum-Zeit-Gedanken-Schleife
von und mit Paul Kaiser