Norway Today
Pasinger Fabrik Norway Today von Igor Bauernsima
Eiskalt
In dem mit weichen, weißen Matratzen gepolsterten Raum suchte Juli über das weltumspannende Internet den passenden Begleiter. Eine besondere Reise sollte es werden. August hegte ähnliche Gedanken und Gefühle und so verabredeten sich die Beiden zu einer Reise nach Norway. Diese sollte die Erfahrung eines Höhepunktes werden, in den alles mitgenommen und in den alles projiziert werden kann. Mit Zelt, belegten Brötchen und Dosenbier machten sie sich auf den Weg.
Aus der eiskalten Gesellschaft mit ihren rosa angestrichenen Lügen begaben sich Juli und August in die Kälte der Natur. Ein Experiment? Zwei Menschen am Abgrund … der unendlichen Freiheit. Die Natur wirkte umfassend belebend, ist sie doch immerhin der einzige Raum für Erkenntnis.
Marget Flach führte als Juli eloquent das Spiel voran, während Samuel Pock den entschlossenen und doch zögerlich wirkenden August verkörperte. Die beiden Darsteller brachten auf ausgezeichnete Weise die Gedanken und Bedenken ihrer Generation vor. Wissen schützt vor Erfahrung nicht. Und eben um die Erfahrung drehte sich das Karussell des Stückes. Regisseurin Isa Micklitza war es gelungen Szene für Szene amüsant auch doppeldeutig erkennbar werden zu lassen. Alltag und philosophische Betrachtung rückten abwechselnd, ebenso wie die Schauspieler in den Fokus. Gewollte Abwechslung als Ringen um Ausgleich im Spiel um … „Es macht Spaß die Dinge zu tun.“ Dieser Satz war der Inszenierung deutlich anzumerken und der Humor kam, neben den nachdenklichen Momenten, keinesfalls zu kurz.
„Vernunft, was ist das?“ Es ist ein Kultzustand, die Vernunft per se, die genauso wie die Vernunft der Technik, die Vernunft des Geldes, die Vernunft der Produktion ihren gewollten Strukturen folgt, allen voran die Vernunft des Handelns wider besseres Wissen …
Was als Komödie verstanden werden konnte, hatte durchaus seine schwarzen Seiten. Denn die Erkenntnis „Das Glück mit sich macht auch nicht glücklich.“ (die Maschine als Lebensgegenüber erweist sich immer mehr als untauglich), wollte ebenso wie eine Reihe anderer Weisheiten geäußert sein. Und die Abfrage von Befindlichkeiten mit Mikrofon im Rampenlicht, angesichts eines schwarzen Abgrunds, führte keinesfalls zu echter Erhellung, mehr zu echter Langeweile. Tatsächlich ist es in der Realität so, dass man die immer gleichen, immer gleichen längst abgenutzten Phrasen vorgesetzt bekommt und erst ...
der Tod zeigt die Quintessenz des Lebens.
C.M.Meier
Norway Today
von Igor Bauernsima
Marget Flach, Samuel Pock
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