Shakespeares Erzaehlungen
Pasinger Fabrik Shakespeares Erzählungen oder Was macht Hoffmann in der zwölften Nacht? von Katalin Fischer
Mix und Mix oder Romantische Illusionen
Hoffmann schreibt Liebesgeschichten. Im Vorspiel geht er erfolgsverwöhnt vor dem Schreibtisch auf und ab, diktiert seiner Sekretärin, und verwirft doch Seite um Seite bis er schließlich die Frau entlässt und selbst in die Tasten der Schreibmaschine tippt. Aber wieder ist er mit dem Ergebnis nicht zufrieden und die Blätter flattern. Als drei Musen auf der Bühne erscheinen, sieht es für einen Augenblick so aus, als würde eine weitere Geschichte entstehen. Allein es bleibt bei dem Versuch. Enttäuscht tritt Hoffmann mit dem Satz an die Rampe: „… Wer schreibt meine Liebesgeschichte?“
Die Virtuelle Company um Katalin Fischer verknüpfte in der Inszenierung Shakespeare und Hoffmann zu einem amüsanten Bilderbogen um die Liebe zwischen Mann und Frau. Silberfäden hingen von der, Decke. Mit jedem erneuten Versuch verbanden die Musen verschiedene andere Bänder, wie Schicksalsfäden, wie Handlungsstränge in der einen, immer komplizierten Geschichte um die Liebe. Äußerst geschickt und kunstfertig verstrickte sie Szenenzitate aus „Wie es euch gefällt“ mit „Romeo und Julia“ und schließlich Bilder aus „Hoffmanns Erzählungen“. Der absolut kreative Prozess brachte wundervollen Kurzweil auf die Bühne, blieb aber fraglos ohne Antwort. „Sie spricht, doch sagt sie nichts.“ Das kommt einfach wirklich bekannt vor, wirft man einen Blick auf den Alltag, der allerdings stets weniger unterhaltend, bis allzu ernsthaft und anwendungsbezogen die Tage füllt. Die verklärende Romantik hat sich längst in der Vergangenheit aufgelöst, bleibt wie in dem Stück, auf die Bühne gebannt.
Überhaupt schwankte Hoffmann, Michael Pohl, zwischen Realität und Illusion. Sachlich in die Arbeit vertieft, träumte er von einem erfüllten Dasein. Michael Pohl verkörperte die Spaltung in Perfektion und unerfüllbaren Wunsch auf einfühlsame Weise. Martin Finkbeiner pflegte stumm, das bunte Glas in der Hand, verbindliche Freundschaft mit Hoffmann. „Männer sind alle gleich.“, verkündete eine der Musen. Hübsch in bunten Tüll gehüllt, suchten sie durch dekorative Äußerlichkeiten bunte Abwechslung auf die Bühne zu bringen. Gabi Fischer, Bettina Setoodeh und Agnes Manges boten von der dienstbeflissenen Sekretärin bis zur geldgeilen Tussi, der fürsorglichen Mutter und der abgehobenen Muse einen bunten Reigen von Frauenklischees, die oft erleichternd und erheiternd erkennbar waren. Und was offenbarte dem Zuschauer dies? Auch diesem Geschlecht fehlt es an eigener Differenzierung, zumal Bettina Setoodeh als Debütantin Olympia brillant eine geradezu leblose Roboterdame darstellte. Der Weg in die Zukunft ist geebnet, auch wenn dieser in eckig anmutendem Walzerschritt romantisiert wurde. Vertraut tragende harmonische Klänge brachten Michaela Dietl am Akkordeon und Lothar Ringmayr mit Saxophon in den Raum. Die Welt war hörbar anscheinend im Lot.
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Szene für Szene wurde versucht die eine Geschichte neu zu schreiben. Szene für Szene scheiterte, der sich an vergangenen Modellen orientierende Plot. Aller „guter Rat“ in Form von erprobtem Theaterstück, Elternweisheit und Therapieversuch verpuffte in Missglück. Denn „… Liebe ist eine Geisteskrankheit …“ Selbstredend fehlte der, an Jahren im Pragmatismus, gereiften und an Coctails besonders interessierten Julia ebenso die zündende Idee. Man schaute und schaute, suchte und suchte, trug eine Brille nach und gleichzeitig mit einer anderen … und sah doch nur … Alles im Nichts.Oder war es ein DNA-Strang, der am Ende den Raum zierte? Hoffman blieb allein auf der Bühne zurück ... bis der begeistere Applaus einsetzte.
Wenn die Vergangenheit zusammenfällt in dem vergeblichen Versuch durchkontrollierten Mix daraus Zukunft zu kreieren, so bleibt nur sich auf die Natur der Liebe zu besinnen, um folgend Augenblick für Augenblick … für Augenblicke in der Gegenwart zu leben und aus dem Chaos des Verliebtseins zu schöpfen.
C.M.Meier
Shakespeares Erzählungen oder Was macht Hoffmann in der zwölften Nacht?
von Katalin Fischer mit Texten von William Shakespeare und E.T.A. Hoffmann
Gabi Fischer, Bettina Setoodeh, Agnes Manges, Martin Finkbeiner, Michael Pohl
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