Zurueck im Paradies

Schwere Reiter  Zurück im Paradies


 

 

Die Kraft des Humors

beseligt ... und zum Schmunzeln und Lachen gab es reichlich Anlaß bei der transhumanen Posse „Zurück im Paradies“. Gott, Adam und Eva, sowie eine Musikkapelle erzählten viele und doch nur die eine Geschichte. Die Geschichte von der zweiten Chance für die drei Symbolfiguren und das klägliche Scheitern in der Gegenwart. Was bleibt, als das Geschehen kunstvoll umzusetzen, zu betrachten und ...

Arbeit, Konsum und Unterhaltung gliederten den Ort in drei Erfahrungsbereiche. Und, die, mit Stofftieren, Bleistift, Globus und allerhand Tand geschmückte Türe in den Himmel führte direkt an den beladenen Schreibtisch. Hier saß die graue Eminenz, regierte über Alles, mit starrem Gesichtsausdruck und sichtlich sinnierend beschäftigt. Immerhin Ausgangspunkt der Macht. „... bin enttäuscht vom Leben ...“ erklang im Chor, virtuos von der Band unterstützt und Adam fügte ein „... vom Kindergarten und ständig der Tomatensauce ...“. Gott war allein, ganz allein, denn sein Psychiater hatte sich aufgehängt und er suchte nach einem neuen. Dem Paar bot er einen Apfel an, diesmal ohne Schlange. Die Souveränität der grauen Eminenz bröckelte deutlich, was von Jochen Striebeck souverän dargestellt war. Ein Widerspruch? Verstanden wurde das Paradies als ein Gegenentwurf zur Realität. Umgesetzt wurde die Realität in ein Spiel – „Gott hat noch nie über Gründe nachgedacht.“ Dieser Satz benennt wohl „den Wurm“ in einem allgemeinen Verständnis.

Die Männer der Band waren in orange Overalls gekleidet. Immerhin hat auch der Bereich Unterhaltung bereits sichtbar industrielle Züge angenommen. Durchweg, auf unterschiedliche Art „cool“, spielten und waren sie Künstler. „Wir haben die Pest überstanden, die Cholera und Kohl ...“ was kann da noch erschrecken „... alles wird immer Besser ... nicht für jeden (ein zurückgenommener Zwischenkommentar) ...“  Selbst das Vergnügen hat sich längst von dannen bewegt. Nicht so in dieser Inszenierung, die wunderbar humorvoll kleine und große Spitzen austeilte.

„Fragen ist besser als Antworten.“, erklang von den Lippen Adams, der als Moderator vor den Zuschauern stand, und er führte auch gleich Aktualität und Person an. Die Kapelle lieferte jeweils Tusch auf Bestellung – als Beispiel für gekauften Applaus oder PR – um eine eigene Aussage zu verstärken und damit mögliche Buuh-Rufe aus dem Publikum von vorne herein zu unterbinden. Dieses hat einverstanden zu sein mit dem Satz – der Propaganda. Es gab bereits eine Zeit in der die Industrie die Medien und die Politik kauften und diese Zeit endete in weltumspannender Zerstörung und Millionen Toten. Nun ist es Zeit aufzuwachen aus einer Wiederholungsschleife der anderen Art.

   Zurck im Paradies  
 

Stephan Zinner, Annett Krause, Jochen Striebeck

© Edward Beierle

 

Adam und Eva waren aus dem Paradies in einem Kramladen gelandet. Die Regale voller Nostalgie. Sie gingen auf in Geschäft und Kinderbetreuung, ganz wie man es ihnen vorsagte. Was nützten all die Blumen in dem Laden, wenn Eva von Adam nur die eine weiße Nelke annahm, die roten verweigerte sie. Der g’standene Adam, Stephan Zinner, verstand es zwar brillant das Publikum zu begeistern, doch seine Eva verfolgte andere Interessen. Annett Krause war eine lebendige vielseitig talentierte Frau, neugierig suchte sie Bestätigung, überzeugte darstellend in der, von Zeitgeist formulierten Rolle. Ein gemeinsamer Besuch bei Gott war dem Anstand geschuldet und dem Versuch von familiärer Rückschau. An den natürlich kultivierten Zustand konnten, bzw. wollten sie sich nicht mehr erinnern. Es kam nach und nach wie es kommen musste. Adam, das Männerbild, war „auf den Hund gekommen“ und er trug die Telefonnummer seiner Besitzerin auf den Bauch tätowiert. Bei der modernen Eva „hatte Udo das Sagen“, nachdem dieser sie geschwängert und bereits alles Weitere akribisch geplant hatte. Und Gott hatte Mühe, denn der Himmel, der war voll, voller Meerschweinchen. Die kleinen putzigen Tiere nahmen die Plätze der Menschen ein.

Im Laufe der Aufführung prangte, wo früher das Herz war, auf der Kleidung der Darsteller und Musiker ein Plastikaufkleber – sichtbares Gesinnungszeichen und doch eben nur Zeichen und keinesfalls lebendig. Lebendigkeit gilt es offensichtlich zu verhüten, denn schlüge das Herz der Menschen „am rechten Fleck“, so würden sie den heute programmatisch erstellten und öffentlich propagierten Humbug wohl kaum als Leben bezeichnen und mitmachen. Wer erkennt den Garten der leibhaftigen Seligkeit?

Das Paradies ist weniger als Ort zu verstehen, denn als ein menschlicher Zustand der Hoffnung und des achtsamen Miteinander einer Gemeinschaft. Die Auslöschung der sich Gottgleich wahnenden Egotripper und die Erkenntnis von deren Fehlbarkeit und Unzulänglichkeit im Sinne des Ganzen steht an. „Gott ist tot, ermordet im Supermarkt.“, verkündete die graue Eminenz auf der Spielfläche, „geblieben ist sein Bruder, Onkel Karl.“ Es war zutiefst erfreulich auf dieser Bühne eine Antwort zu sehen, die sich gegenüber der allgegenwärtigen Selbstgefälligkeit absetzte, einen Weg für eine dritte Chance zeigte. Und das auf eine feine höchst amüsante Weise. Wohlverdienten begeisterten Applaus für Idee, die Umsetzung in unzählbar viele metaphorische Bilder und die Darstellung

 
C.M.Meier

 

 


Zurück im Paradies

Eine transhumane Posse mit Gesang
Nach Geschichten und Liedern von Funny van Dannen

Stephan Zinner, Annett Krause, Jochen Striebeck
Musik: Margarita Holzbauer, Peter Pichler, Jan Kahlert, Tschinge Krenn, Martin Lickleder
Konzept/Regie/Musikalische Leitung: Peter Pichler