Schwere Reiter On/Off stage von Katja Wachter/Katrin Schafitel
Immer auf der Suche
... auf der Suche nach Anregung, nach neuer Form, nach Einmaligkeit ist der Mensch in seiner Geschichte. Was bleibt jenen Generationen zu tun, denen es obliegt auf bereits Bestehendes in seiner bestmöglichen Form aufzubauen? Die Kreativität der Kreativität als maximales Mittel.
Inspirationsquelle für „On/Off stage – A Perform(d)ance“ ist das Fluxus Performance Workbook in dem Anleitungen, also erprobte Installationen bekannter Künstler der Fluxus-Bewegung in den 1960ern – wie Yoko Ono, Joseph Beuys, Ken Friedman - gesammelt sind. Vorträge, Geräuschmusik, Spiele, dadaistischer Klamauk finden sich darin, sogenannte Partituren. Aufgelistet zur Weiterverwendung, Wiederverwendung dienen sie, sowohl als Bestätigung, als auch als Anregung.
Mit der Aufzählung der Partituren begann das Event. Katja Wachter stand am Rednerpult, artikulierte. „Opus 9 ... Opus 27 ...“, zitierte sie akribisch bedeutungsvoll aus dem Workbook. Während Katrin Schafitel bei jedem Zitat aus dem Hintergrund die Bühne betrat, sich euphorisch vor den Zuschauern verneigte, mehr oder weniger selbstbewusst den Vorgang wiederholte. Performance für Performance wurde so zu Gegenwart. Ein Spiel mit bekannter Form. Katrin Schafitel legte das Schwergewicht ihrer Aktivität auf die Mimik, zauberte unmissverständliche Ausdrücke in ihr Gesicht. Selbst in den Tanzszenen verfing sich hier, gleich an einem leuchtenden Stern, die Aufmerksamkeit. Das Maximum an Bühnenpräsenz entwickelte Katja Wachter im Tanz, in ihrer Welt. Einfallsreich und doch nachvollziehbar bewegte sie sich und ihre Bühnenfigur im körperlichen Modus „on“ stage. In die Phasen von Szenenentwicklung und der Suche nach dem Neuen ließen sie die Figuren ins „off“ fallen, um doch zügig wieder ins „on“ zurückzukehren. Ein Anspielung die sich durchaus auf den real praktizierten Erreichbarkeitsmodus über online und offline übertragen lässt, der heute ebenso aktuell ist und mit einem Wisch vollzogen wird. Musik begleitete die Spielszenen, Klänge des tropfenden Wassers, das Rauschen des Tonbandes, der virtuose Sound von Instrumenten. Ein Spiel mit bekannten Ideen in neuer Zusammenstellung. Als Gast der Aktion gestaltete Kim Ramona Ranalter das Bühnengeschehen mit. Gleichermaßen versiert in Schauspiel, Tanz und Technik füllte sie scheinbare Lücken und erweiterte doch unaufdringlich das Geschehen. Erfrischende Gedanken aus der Sprühflasche erreichten auch sie.
Katja Wachter, Katrin Schafitel © Franz Kimmel |
Perform(d)ance. Tanz - die Abstraktion in Wahrnehmung. Performance – das Reale in gespielter Situation. Daraus ergibt sich bisweilen Spiel mit realer Einbildungskraft und dieser Vorgang ist durchaus dem Leben gleichzusetzen. Gilt es nun die Kunst zu leben, damit sie echt wirkt? Das Geheimnis der Bühne zu entblößen und das Hinten zu vorne und vorne zu Hinten vorstellen, und damit Leben und Kunst ineinander fallen zu lassen. Oder ist nicht vielmehr jedes Leben ein Kunststück? Und wahre Kunst besteht darin subtil eigenwillige Grenzen zu ziehen.
Den beiden Künstlerinnen gelang es Aufsehen zu erzeugen, nicht allein über Mischung und Aufhebung von angenommenen Grenzen. Überforderung, und das sich verlieren in Unkonzentration. Was blieb ist der persönliche Eindruck von Bewegung und dem Gefühl diesen Eindrücken ausgeliefert sein – ganz wie in der Realität. Es führte zu der Frage ‚Worauf richte ich meinen Fokus?‘ , als eine Forderung zu persönlicher Entscheidung, welche wiederum weiterreichende Bewegung erzeugte. Die Einbindung der Zuschauer war ebenso ein Teil des Spiels und stand für ein lebendiges Gelingen. Sind differenzierte und komplexe Weltsicht gleichzeitig ‚Wann sehe ich was?‘, also Koordination und Ansprache auf mehreren Ebenen, der nächste Schritt in Omnipotenz oder eher Omnipräsenz?
Die Perform(d)ance bot eine hoch interessante Erfahrung, künstlerisch ansprechend. Von Heiterkeit bis Ver(zwei)flung schwankte der Zuschauer in Schauen, Lachen lassen und Todernst. „The performance ends when ..
C.M.Meier
On/Off stage - A Perform(d)ance
von Katja Wachter/Katrin Schafitel
Katrin Schafitel, Katja Wachter |