TamS Seekrank im Schwimmbad von Judith Herzberg


 

Ein Abend – Zwei Leichtwerke

Die Ernsthaftigkeit und die Komik bedingen einander. Und wer wagt es heute verbindlich die Grenzen zwischen den Beiden festzulegen? In einer Zeit in der viele Beschränkungen aufgehoben werden oder einfach im Nichts verschwimmen obliegt es dem Einzelnen, wo für ihn die Wahrnehmung sich wendet oder endet.

Zwei Stücke der bekannten niederländischen Autorin Judith Herzberg fanden den Weg auf die Bühne des TamS. „Wie echt ist echt echt“ und „Seekrank im Schwimmbad“ inszenierte Lorenz Seib. Die Unterscheidung zwischen echt und doch nur nachgeechtet stand im Mittelpunkt der Handlungen um den Agenten Piet, der Schauspieler vermittelt für den scheinbar täglichen Bedarf. Gilt es doch permanent Lücken zu füllen im Miteinander, für die Familienfeier oder auch nur für eine absurde Einbildung. Und Hamlet, Hamlet trifft im Warteraum auf Ophelia um ihr seine Meinung über die Bedeutung und die alltägliche Abnutzung des Kusses darzulegen. Eine bedeutungsvolle Ausführung, voll heiter dramatisch gestalteter Momente um Wahrhaftigkeit. Während im Stück „Seekrank im Schwimmbad“ sich alles um den Hunger, den gewollten Hunger in einem Lebensangebotskurs drehte. Das Gewicht des Körpers und des Lebens abzulegen, wurde in vielen verschiedenen Aspekten in Wort und Bild gesetzt, um am Ende gleich einem Ballon in die Sphäre „Goldener Zeiten“ aufzusteigen. Die poetischen Momente des Emotionalen tragen die Stücke von Judith Herzberg, deren Texte sprachlich bisweilen sehr allgemein gestaltet sind, wohl um den Interpretationsraum universell wirken zu lassen. So bleibt es dem Zuschauer überlassen, welche Aussage er hören mochte im … „…Streit um Nichts …“

  seekrankimschwimmbad  

 

 

Sophie Wendt, Arno Friedrich, Helmut Dauner

 © Hilda Lobinger

 

Mit bestechend eindrucksvollen Bildern setzte Lorenz Seib die Absurdität um Sinn und Beschäftigung in der Gesellschaft ins Licht der Bühne. Die wenigen Requisiten wie Perücke, Stofftier oder Plastikpalme unterstützen vor allem das wundervolle Schau-Spiel der Darsteller. In Mimik und Haltung einander gleichwertig, stellten sie doch ihre unterschiedlichen Eigenheiten in den Fokus. Also jede und jeder - Ruth Geiersberger, Julia Loibl, Sophie Wendt, Helmut Dauner,  Christian Lex - für sich „echt“ schauspielend. Auch hier wieder ein in sich geschlossener Kreis.

Arno Friedrich, verkörperte einen knochenschlanken Mann und spielte dabei einen Übergewichtigen auf Abnehm-Trip. Das Spiel gelang ihm auf künstlerisch ausgezeichnete Weise und steht sinnbildlich für so manchen Wahn, dem einer folgt und der doch jeglicher realer Grundlage entbehrt. Längst scheint die Gesellschaft an diese Bilder gewöhnt und höchstens im Theater ist man bereit zu einem Lächeln. Das Zelebrieren von menschlichen Marotten ist eine der Stärken des Regisseurs Lorenz Seib. In den beiden Stücken von Judith Herzberg verband er dies mit einer abgehoben wirkenden Leichtigkeit, die für das allgemeine aktuelle Lebensgefühl steht. Hauptsache man macht aufmerksam und wahrlich ernsthaft mit.

Garantiert ein Abend erfreulich unbeschwerter Unterhaltung, der zudem für Zuschauer mit feinem subtilem Humor ein echt echter Genuss war.

C.M.Meier




Seekrank im Schwimmbad

von Judith Herzberg

Ruth Geiersberger, Julia Loibl, Sophie Wendt, Helmut Dauner, Arno Friedrich, Christian Lex

Regie: Lorenz Seib

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