Volkstheater Macbeth von W. Shakespeare




Wenn man Mann spielt

Ein schwarzes Loch, die Bühne, klaffte den Zuschauer an. Darin setzten ein Baum, helles Naturholz, und Balken, Trümmer, und in Leder die Teile von Leichen, Gefallene einer Schlacht, sowie blanke metallene Technik, Akzente. Das raue Schottland, seine Moore und finsteren Burgen fanden hier ihre Entsprechung, ebenso wie das Abgründige im Menschen und die finsteren Mächte des Schicksals. (Bühne Hannah Albrecht). In diese Welt stieg eine Hexe herauf, trug ihren Topf herbei, um Macbeth die Lebenssuppe zu kochen. Die Zutaten für diese Suppe des Bösen waren, neben Kräutern und Pulver, ein Fingernagel, ein Haar und ein Hexenzahn. Zwei weitere Hexen kamen hinzu und gemeinsam wurde die Bestimmung zum Dampfen gebracht. Das Spiel nahm seinen Lauf ...

Macbeth und Banquo kehren aus einer Schlacht gegen den König von Norwegen zurück und begegnen im Wald den Hexen. "Heil dir, Macbeth! Heil dir Than von Glamis!" "Heil dir Macbeth! Heil dir Than von Cawdor!" "Heil dir, Macbeth, der einst König sein wird!" Damit zeichnen sie seinen Weg. Ein Narr, der da nicht folgte ihren Worten. Doch Macbeth zögert anfangs noch, zeigt Skrupel und erst seine Frau vermag ihn auf den Weg zu bringen. So kommt es zum Mord an König Duncan, an Lakaien und schließlich an Banquo und Lady Macduff und ihren Kindern. "Macbeth wird nie besiegt, bis einst hinan der große Birnams Wald zum Dunsinan feindlich emporsteigt." ... und der Wald steigt empor in Gestalt von Malcolm, Macduff und englischen Soldaten ...


Markus Brandl, Nico Holonics, Lukas Biehler, Timur Isik, Gabriel Raab

© Arno Declair


"Das grob drastische Hexenwerk in Macbeth ist ganz und gar Shakespearescher Zauber; er lässt hier seiner Fantasie so freien Lauf wie nie zuvor ... denn der ganze Horror des Stückes ist letztlich ein Horror der Einbildungskraft. ... ", so Harold Bloom, der amerikanischer Literaturwissenschaftler. Seine Ausführungen in "Shakespeare. Die Erfindung des Menschlichen" II Band, die durchweg psychologischer Natur sind, wurden wohl dieser Inszenierung zu Grunde gelegt. Jedenfalls füllen sie das Programmheft. Die Inszenierung jedoch sollte mehr von den gewollt martialischen Bildern leben, denn von feinsinnigem psychologischem Spiel. Die Darsteller durchweg in Leder oder Schottenröcke gehüllt, bemühten sich dieses Bild zu füllen. König Duncan (Peter Mitterrutzner) mutete wie eine schlechte Karikatur von Ramirez aus Highlander an, und es fiel schwer, Macbeth (Gabriel Raab), bleichgesichtig und bartlos, den Helden von Schlachten abzunehmen. Zu verloren wirkte sein weißes Gesicht im Schwarz der Bühne, allein, den Zweifel und die Skrupel gelang ihm zu veranschaulichen. Einzig die drei Hexen (Ursula Burkhart, Elisabeth Müller, Stephanie Schadeweg) brachten sowohl die Inszenierung als auch das Spiel voran mit ihren Sprüchen. So wirkte Macbeth eher wie ein durch Mystik Verführter und Getriebener, denn ein aktiver Gestalter oder gar ein vielschichtiger Charakter.
Auch trug die Übersetzung von Thomas Brasch wenig zu dem im Programmheft vorgegebenen Ansatz bei. Zu simpel ist die Sprache darin und was vermeintlich respektlos sein sollte, war nicht einmal für Lacher gut. Als Malcolm (Benjamin Mährlein) Macduff zuflötete "Lass mich der Schleifstein für dein Schwert sein.", oder Macbeth verloren "Das ist die Nacht, die nie zum Tage wird.", in den Raum stellte, wurde es flach und peinlich.
Eine verwendete "Metapher" sei noch erwähnt. Am Hof des König Duncan spielte man "Reise nach Jerusalem", ein Kinderspiel, welches wohl das kindische Gerangel um den ersten Platz veranschaulichen sollte. Doch kindliches Verhalten durch kindliche Bilder darzustellen kippt den Vorgang ins Banale. Von Kunst oder gar künstlerischer Brechung keine Spur.

Der Inszenierung fehlte Regie und damit erkennbare Umsetzung des vorgegebenen Anliegens. Die Zusammenstellung von Ideen (Philip Jescheck) und die Schnoddrigkeit wirkten noch nicht mal cool, sondern nur anstrengend und langweilig. Etwas weniger produziertes Machogehabe und mehr schauspielerische Gestaltung wären besser gewesen. Oder ging es am Ende nur darum Zeit mit Zeitvertreib zu füllen?



C.M.Meier

 

 


Macbeth

von W. Shakespeare

Peter Mitterrutzner, Benjamin Mährlein, Gabriel Raab, Timur Isik, Nico Holonics, Stefan Murr, Markus Brandl, Lukas Biehler, Xenia Tiling, Eva Christian, Ursula Burkhart, Elisabeth Müller, Stephanie Schadeweg

Regie: Philipp Jescheck