Momentaufnahme

Kolumne


 

Momentaufnahme

Zukunft gibt es keine mehr, Gegenwart findet kaum statt, weil alle am Gestern sich auf- und abarbeiten. Die jahrhundertealten Theaterstücke werden wieder und wieder auf die Spielpläne gesetzt, mal von einer Ihr, mal von einem Ihm zerpflückt und/oder vermischt mit scheinbar passenden Texten anderer Anerkannter. Zelebriert als Gefühlspsycho-Variation oder als bloße Struktur eines Themas und mit Versatzstücken einer persönlichen Ansicht gefüllt, gelten sie als zeitgemäß.

Das Design in der Kunst feiert sich selbst. Regietheater, keinesfalls mehr als sich Selbst inszenierende Bezugnahme mittels der sich der Regisseur über den Dramatiker stellt, statt dessen Werk zu achten und es in dieser Zeit auf die Bühne zu bringen. Ein eigenes Werk zu verfassen, liegt nicht in seinem Vermögen und das Verprassen von geistig intellektuellem Gut auf unterhaltsamer Ebene ist schon fast ein Geschäftsmodell in einer Welt, die aus purer Geschäftigkeit besteht, daraus ihre Existenzberechtigung ableitet. All dies wird unter den Namen der längst verstorbenen Theaterklassiker feilgeboten, die doch nur noch für Besucherquote sorgen müssen in einem partiell großzügig subventionierten Kulturbetrieb für die Bildung von Einbildung. Diese wiederum umfassend technisch aktivierte Einbildung wird durch den neuen, aus der Werbung abgeleiteten Trend der Immersion, gleich einem ideologischen Lifestyle-Programm, weitergeführt. Als wäre es eine neue Kunstrichtung und dabei ist es doch nur ein künstlicher Hype, bei dem windschlüpfrig im Mainstream der Überbetonung von scheinbar neuer liberaler Form gehuldigt wird. Der auf vielen Ebenen beschäftigte Zuschauer erfährt die Übertragung von Mustern verschiedenster Art. Beeindruckbar durch die Szenen geschleust, gibt er sich unmittelbar der Manipulation preis. Von Aufklärung, der klassischen Theateraufgabe, entfernt sich dieser Art-Aktionismus immer weiter.

Bedeutet das - in die Irre abgedriftet - oder ist es doch nur der natürliche Prozess vom Werden ins Vergehen, der sich offenbart. Und am klassischen Theater vergingen sich einige, wohl um auch seine Sterblichkeit zu demonstrieren. Ist das das Ende? Nein. Es wird wieder werden … und dann wird man hoffentlich häufiger ihre Namen lesen auf den Spielplänen der Gegenwart

 ... Christoph Nußbaumeder, Antonio Fian, Moritz Rinke, Marius von Mayenburg, Sarah Kane, Neil Simon, Ingrid Lausund, Nino Haratischwilli, Robert Woelfl, Maxi Obexer, Iwan Wyrypajew, Dejan Dukowski, Petra Wintersteller, Tine Rahel Völcker, Simon Stephens, Ewald Palmetshofer, Ferdinand Schmalz, Neil LaBute, Roland Schimmelpfennig, Werner Schwab, Tom Stoppard, Theresia Walser, Wolfgang Sréter, John Osborne, Igor Bauernsima, Matthieu Delaporte, Jordi Galceran, Lukas Bärfuss, Wallace Shawn, Peter Weiss, Wolfgang Bauer, Harald Sommer, Wladimir Sorokin, Éric-Emmanuel Schmitt, Franz Xaver Kroetz, Felix Mitterer, Lutz Hübner, Gabriel Barylli, Dario Fo, Frankca Rame, Jon Fosse, Michael Frayn, David Hare, Sam Shepard, Peter Turrini, Tony Kushner, Alan Ayckbourn, Fernandeo Arrabal, Thomas Brasch, Frank Sporkmann, Luigi Pirandello, Peter Shaffer, Francisco Nieva, Alfonso Sastre, Woody Allen, Thomas Bernhard, Bernard-Marie Koltès, Terence Rattigan, Miguel Mihura, Edward Albee, Max Frisch, Friedrich Dürrenmat, Jack Rosenthal, Georges Schehadé, Jean Anouilh, Tankred Dorst, Rolf Hochhuth, Arthur Miller, Heiner Müller, George Tabori, Heinar Kipphardt, Helmut Baierl, Peter Hacks, Volker Braun, Hartmut Lange, Thornton Wilder, Antonin Artaud, Samuel Beckett, Wolfgang Borchert, Jean Genet, Eugène Ionesco, Eugene O’Neill, Harold Pinter, Tennessee Williams, William Butler Yeats, Bertolt Brecht, Ernst Toller, Elias Canetti, Hans Weigel, Rene Schikele, Federico Garcia Lorca, Jean-Paul Sartre, Albert Camus

womit das Theater vom „Theater“ befreit wird und im Theater wieder mehr Platz für Theater geschaffen wäre …

 

C.M.Meier


August 2017
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