TamS Birnbaum so blau Juchhe von Anton Prestele
Baum des Lebens
Das alte bayerische Volkslied „Drunt in der greaner Au, steht a Birnbaum so blau ...“ veranschaulicht in seinem Text, in seiner Struktur, die Zusammenhänge und das sich gegenseitig Bedingen des Lebens. „Baam, Ast, Zweigerl, Blatterl“ sind Sinnbild für Verbindungen und Vielfalt der Erscheinungen. Nur in der Natur findet Mensch die auch ihm entsprechenden Bilder. Nur in der Natur findet er die Antworten auf seine Frage nach dem Sinn des Lebens. Und so wie jedes Blatt vom Baum fällt im Herbst, jedes Lebendige seine Zeit hat bevor es vergeht, so setzt jeder Mensch sich früher oder später mit dem Sterben auseinander. Die einen tun es aus gegebenem Anlaß, wenn der Körper seine Schwächen offenbart, die anderen tun es aus Interesse dem Leben gegenüber, Bewusstwerdung. Die Sterblichkeit eines Körpers ist Ingrediens des Lebendigen.
„Du ... Du ... Du ...“ wie ein Aufruf schallte es durch den Theaterraum, nachdem Anton Prestele seinen Platz am „Dirigentenpult“ eingenommen hatte. Von einer kleinen Konsole aus spielte er Teile seiner Kompositionen ein, verfolgte und dirigierte er mit den Augen das Spiel der Darsteller. Die Mitte der Bühne nahm der besungene Baum ein, hier ragten seine Äste. An einem davon trug er eine Birne, in flüssiger konzentrierter Form. Daneben zwei Liegen, das Zimmer eines Krankenhauses in dem zwei Männer sich über die Endlichkeit des Lebens austauschten. Einig sind sie darin, dass ihnen Unendlichkeit des Lebens keine Alternative darstellt. Von Christian Buse waren nur die rote Nasenspitze und die Augen erkennbar, sein Körper war dick verpackt in Mull und Binden. Sein bleiches Gesicht ließ auf einen todkranken Zustand schließen. Lorenz Clausen saß dagegen im blauen gestreiften Pyjama und war scheinbar guter Dinge, weiß er doch um das Sein per se und um sein Sein. Buse, ein uriger grantiger Bayer. Clausen ein offener gscheiter Preiß. Damit kamen auch die Klischeevorstellungen nicht zu kurz, trugen zum vielfältigen Spektrum der Inszenierung ihr Schärflein bei. Das Lied vom Birnbaum zelebrierten Strophe für Strophe Burchard Dabinnus und Ines Honsel, die als verliebtes junges Pärchen den Beginn und die Hochzeit des Lebens verkörperten. Ihre Gesichter spiegelten Gefühle wie Lebensfreude und Neugier. In ihren Gesten drückten sie Aktivität und Gefolgschaft aus, bildeten sie doch den aktiven Teil der Gemeinschaft. Sie sangen und ihr Gesang war Ausdruck ihrer Unbefangenheit. Die Töne akzentuierten unprätentiöse Untermalung ebenso wie tiefsten Ausdruck.
Das alte bayerische Volkslied „Drunt in der greaner Au, steht a Birnbaum so blau ...“ veranschaulicht in seinem Text, in seiner Struktur, die Zusammenhänge und das sich gegenseitig Bedingen des Lebens. „Baam, Ast, Zweigerl, Blatterl“ sind Sinnbild für Verbindungen und Vielfalt der Erscheinungen. Nur in der Natur findet Mensch die auch ihm entsprechenden Bilder. Nur in der Natur findet er die Antworten auf seine Frage nach dem Sinn des Lebens. Und so wie jedes Blatt vom Baum fällt im Herbst, jedes Lebendige seine Zeit hat bevor es vergeht, so setzt jeder Mensch sich früher oder später mit dem Sterben auseinander. Die einen tun es aus gegebenem Anlaß, wenn der Körper seine Schwächen offenbart, die anderen tun es aus Interesse dem Leben gegenüber, Bewusstwerdung. Die Sterblichkeit eines Körpers ist Ingrediens des Lebendigen.
„Du ... Du ... Du ...“ wie ein Aufruf schallte es durch den Theaterraum, nachdem Anton Prestele seinen Platz am „Dirigentenpult“ eingenommen hatte. Von einer kleinen Konsole aus spielte er Teile seiner Kompositionen ein, verfolgte und dirigierte er mit den Augen das Spiel der Darsteller. Die Mitte der Bühne nahm der besungene Baum ein, hier ragten seine Äste. An einem davon trug er eine Birne, in flüssiger konzentrierter Form. Daneben zwei Liegen, das Zimmer eines Krankenhauses in dem zwei Männer sich über die Endlichkeit des Lebens austauschten. Einig sind sie darin, dass ihnen Unendlichkeit des Lebens keine Alternative darstellt. Von Christian Buse waren nur die rote Nasenspitze und die Augen erkennbar, sein Körper war dick verpackt in Mull und Binden. Sein bleiches Gesicht ließ auf einen todkranken Zustand schließen. Lorenz Clausen saß dagegen im blauen gestreiften Pyjama und war scheinbar guter Dinge, weiß er doch um das Sein per se und um sein Sein. Buse, ein uriger grantiger Bayer. Clausen ein offener gscheiter Preiß. Damit kamen auch die Klischeevorstellungen nicht zu kurz, trugen zum vielfältigen Spektrum der Inszenierung ihr Schärflein bei. Das Lied vom Birnbaum zelebrierten Strophe für Strophe Burchard Dabinnus und Ines Honsel, die als verliebtes junges Pärchen den Beginn und die Hochzeit des Lebens verkörperten. Ihre Gesichter spiegelten Gefühle wie Lebensfreude und Neugier. In ihren Gesten drückten sie Aktivität und Gefolgschaft aus, bildeten sie doch den aktiven Teil der Gemeinschaft. Sie sangen und ihr Gesang war Ausdruck ihrer Unbefangenheit. Die Töne akzentuierten unprätentiöse Untermalung ebenso wie tiefsten Ausdruck.
Christian Buse, Lorenz Claussen, Burchard Dabinnus, Ines Honsel © Hilda Lobinger |
Die widerspenstige Kombination von Geige (Katja Duffek) und Elektronik war nicht vergleichbar mit anderer Musik, eher vergleichbar mit der Kraft des Inneren - dem zarten Strich der zitternden Empfindsamkeit und dem zu Durchsetzung neigenden Basta des funktionalen Basses – sie trug zur Veranschaulichung bei, ja bildete ihre Grundlage. Über die Musik, das auf eine Gemeinschaft einstimmende Volkslied, wurden ursprüngliche Emotionen angeregt, lokaler Bezug hergestellt. Variationen und Improvisationen trugen zeitgemäß von einer gesungenen Strophe zur nächsten. Anton Prestele, Komponist, Dirigent, Theatermacher, Interpret, ist als Künstler vielfach ausgezeichnet und stets ist es die eigenwillige Auseinandersetzung mit den Inhalten, die seine Arbeiten glänzen lassen.
Wie absurd die unbeantwortbare Frage nach dem Sinn ist, wird in den Weisheiten aus der Volksseele hörbar, die immer wieder im Frage- und Anwortspiel auftauchten. Was sonst durchaus als Plattheit daherkommen kann, traf in diesem Zusammenhang angeführt den Kern. Der Sklaverei der Angst und ihren unzähligen Erscheinungsformen zu entkommen, ist ein grundlegendes Anliegen.
In einer Zeit, in der sich die Medizinindustrie einen Tanz macht aus den Schwächen der menschlichen Körper und der Heils- und Bereicherungswahn zunehmend an eben diesen Schwächen die ehemals einvernehmlich gesetzten ethischen Grenzen aufgelöst hat, ist es sinnvoll selbst Grenzen zu definieren. Das setzt Bewusstwerdung voraus. Anton Prestele gelang eine solche Auseinandersetzung auf feinfühlig künstlerische Weise. Die richtigen Fragen stellen und auch richtige mögliche Antworten geben. Ein Vorgang, wie er kaum noch auf Bühnen stattfindet, Seltenheitswert hat! Schon allein aus diesem Grund war diese Aufführung sehens- und erlebenswert. Sie berührte, ohne betroffen zu machen, sie stimmte ein, ohne endgültig abzuschließen. Lassen auch Sie sich anregen und bereichern von dieser Kammeroper.
C.M.Meier
Wie absurd die unbeantwortbare Frage nach dem Sinn ist, wird in den Weisheiten aus der Volksseele hörbar, die immer wieder im Frage- und Anwortspiel auftauchten. Was sonst durchaus als Plattheit daherkommen kann, traf in diesem Zusammenhang angeführt den Kern. Der Sklaverei der Angst und ihren unzähligen Erscheinungsformen zu entkommen, ist ein grundlegendes Anliegen.
In einer Zeit, in der sich die Medizinindustrie einen Tanz macht aus den Schwächen der menschlichen Körper und der Heils- und Bereicherungswahn zunehmend an eben diesen Schwächen die ehemals einvernehmlich gesetzten ethischen Grenzen aufgelöst hat, ist es sinnvoll selbst Grenzen zu definieren. Das setzt Bewusstwerdung voraus. Anton Prestele gelang eine solche Auseinandersetzung auf feinfühlig künstlerische Weise. Die richtigen Fragen stellen und auch richtige mögliche Antworten geben. Ein Vorgang, wie er kaum noch auf Bühnen stattfindet, Seltenheitswert hat! Schon allein aus diesem Grund war diese Aufführung sehens- und erlebenswert. Sie berührte, ohne betroffen zu machen, sie stimmte ein, ohne endgültig abzuschließen. Lassen auch Sie sich anregen und bereichern von dieser Kammeroper.
C.M.Meier
Birnbaum so blau Juchhe
von Anton Prestele
Christian Buse, Lorenz Claussen, Burchard Dabinnus, Ines Honsel Geige: Katja Duffek / Ludwig Hahn Regie & Musikal. Leitung: Anton Prestele |