Kolumne


 

Jetzt

Wer Dekadenz und Verfall für Freiheit hält, der hat nichts begriffen. Das Stahlgerüst, die Struktur der Gesellschaft, des Individuums, wird vom Rost – sogenannt Freiheit – aufgefressen. Hauptsache es erodiert! Der Staub der Verklärung legt sich über alles. Was bleibt ist Wüste, Wüste nicht nur der Worte, als Freiraum glorifiziert. Frei, ..ei ..ei … eine Illusion.
Derzeit wird alles zu Marktplatz und Meinungsplattform, in denen der seit Jahrtausenden gepflegte Tratsch kursiert, global … Es gibt es sich. Regeln, Haltung, Anstand bis zur Unkenntlichkeit, wie die der Satzstruktur, verdrängt durch Frust und Aggression. Das gehypte Gefühl übernimmt Dominanz, verdrängt den Verstand in den Untergrund. Das Kulturfeld wird zum Gefühlsacker. Es wird gegraben, geschaufelt, geschwitzt und getrieben. Der Wind zerstreut die Worte und Strukturen in ihrer Bedeutung und Form, bläst diese über die Weite wie Sand. Dazwischen Organismen, verzweifelt versuchen sie die Dünen # zu bewältigen, den Sand zu kontrollieren, zu häufen. Banal pauschal. Das Stadttheater als Sexshop oder als Plattform der Opfer Täter Denunziation, auf der Ebene tierischer Instinkte und Reflexe angekommen. Das soll Kunst sein? Es lebe die Tiernatur und geschissen auf … alles was den Mensch ausgemacht hat.

# Stoff Stoff Stoff # Befindlichkeitsdesaster # zum Hormonreaktionskörper mutieren, bei dem die Stoffe das Sagen haben beim ineinander Fließen # Selbst # bunt schrill geil schnell laut krass exhibitionistisch # der Verstand definierte die Struktur # Ich # Ich und Selbst, Ausdruck der Darstellung, in sich konkurrieren, verzweifeln # Angst # Selbstüberschätzung # das Denken wird von KI über den Bildschirm gesteuert # Ich selbst / Selbst ich / selbst ich selbst / Ego selber / selbstlos Keiner # Emoji # mehr mehr mehr Chaos Ordnung mehr mehr mehr # Bildung Ausbildung Einbildung # in die Mikrowelle stecken, aufkochen # Algorithmen zersetzen den menschlichen Geist # Maschinenhype MeinungsPLATTform Fake # Smapho


Und wenn es nicht der Verstand ist, der im Bildschirm sich spiegelt, sondern die egomanische
Dummheit? Damit erklärt sich das aktuell arbeitende System selbst. Der Organismus entlarvt sich, denn Selbst und Ich sind zwei Komponenten in Wechselwirkung. Ausdruck der Natur, Erscheinung von Möglichkeiten im steten Wandel des permanenten Chaos. Reaktionskörper pur. Der Hype der Selbstbespiegelung langweilt, langweilt unsäglich. Es ist, was vom Mensch bleibt, wenn das Denken ausgelagert, abgegeben, zentral gesteuert gespeichert und verteilt wird. Der Gefühlskörper reagiert auf Impulse. Der selbst denkende Mensch war wesentlich freier und unabhängiger.
Es ist die Maske, wie im Theater der Antike, die es braucht um die Person vor der Spiegelung des Außen, der vielen Außenbewegungen und damit willkürlichen wie unwillkürlichen Manipulation, zu schützen. Seit Jahrtausenden pflegt Mensch seine eigene persönliche Ordnung und Erscheinung. Vom Fell bis zur Rüstung war es ein steiniger Weg, weiter bis in das polybequeme Heute, in dem die Haltung, der Respekt, der Anstand immer noch um ihren Platz ringen. Die Entblößung zur Nacktheit macht noch lange keinen Mensch aus. Es ist das Gleichgewicht zwischen Verstand und Emotion in einem kultivierten Wesen in angemessenem Erscheinungsbild. Und, es ist die Maske, die persönlichen Freiraum gewährleistet.

Das Theater der Zukunft

… … und nicht nur die Theater der Zukunft, sondern auch vor allem die Gesellschaft der Zukunft werden ohne Regisseure bzw. künstlerisch politische Leitung auskommen. In einer Welt, in der jedes einzelne Individuum seine eigene Welt wiedergibt und diese wie im Kosmos die Welten nebeneinander, aneinander, durcheinander kreisen, wird jede Leitung bzw. Anleitung als extrem störend empfunden und irritiert die Individuen. Diese verlieren ihr ureigenes Konzept und so zerfallen die Anleitungen, da diese nur auf Nichts treffen. Nichts was sie erkennt, oder gar umzusetzen in der Lage ist, bestenfalls reflektierend agiert. Individuum neben Individuum gegen Individuum mit Individualität, jedes im eigenen eigenartigen Kosmos.
Das Chaos des Nichts pfeift auf die Anleitung eines Einzelnen. Und diese Zukunft verbreitet sich, greift um sich, schleicht sich in alle Ritzen .. es ploppen allerorts die in jedem Punkt, Standpunkt, vorhandenen Gegensätze in den Raum, die Räume. Die Absurdität gewinnt Stellung gegen die gelebten überzeugten Haltungen und macht den Unsinn im definierten Sinn erkennbar. Das Theater des Absurden nahm hier seinen Anfang, auch wenn dies bereits im Zeitalter der klassischen Moderne vonstatten ging, so steht es doch jetzt für Zukunft. Mehr den je.
Frank Sporkmann, alias Wolf Banitzky, schrieb seine Stücke in diesem Stil, Kontext. Es sind die in sich geschlossenen Werke eines individuellen Geistes, welche keiner Anleitung oder Erklärung bedürfen. Der offene Blick auf den Kosmos genügt. Der Blick in den Kosmos der Werke, des Theaters und gleichzeitig in den gesesllschaftlichen Kosmos. Aktuell oder Zeitlos in der Zeit agieren seine Figuren, dokumentieren seine Figuren das „Theater“ in der Gesellschaft.

 

C.M.Meier


Juni 2024