Theater im Marstall Gier von Sarah Kane
Ich-Welten
Sarah Kane - die wohl bekannteste der jungen englischen Dramatiker durchwatete ihr Leben mit großer Sensibilität und Intensität. Sie blickte schonungslos auf sich selbst und in die Gesellschaft. Ihre Stücke sind von besonderem Blickwinkel und verstörender Kraft. Es sind vier Stücke die sie hinterlassen hat. Mit "Gier" gelang ihr ein außergewöhnliches, abstrakt anmutendes Kunstwerk.
Tina Lanik setzt mit der Inszenierung auf Sarah Kane und die Kraft die dem Text innewohnt. Sie schafft klare Strukturen, geht in diesem vermeintlich handlungslosen Stück sparsam mit Bewegung um, doch nicht mit Spannung. Jeder Satz ist ein Schwergewicht. Was erst scheinbar zusammenhanglos daherkommt, erzählt so nach und nach vom Mißglücken der Versuche um Beziehungen. Erinnerungen, Lebenserfahrung und Psychosen breiten sich aus und lassen die Mechanismen des Scheiterns zutage treten, das zutiefst Menschliche. Die Unzulänglichkeit des Individuums wird auf der leeren frei im Raum hängenden Ebene noch deutlicher sichtbar.
Magdalena Gut gestaltete die Spielfläche, ein über dem Sand schwebendes offenes Strandhaus. Der weitestgehende Verzicht auf Requisiten konzentriert die Aufmerksamkeit nochmals auf die Sprache. Die Darsteller sind Stimme, Spannungskörper und Gesinnungsträger. Wenn Beziehung aufkommt so geschieht dies vor dem Sonnenuntergang über dem Meer, der Idylle, die sich vor den schwarzen Hintergrund schiebt. Doch hart und unerbittlich wird die Ebene ausgeleuchtet auf der die Figuren sich vom Hintergrund absetzen.
Sarah Kane - die wohl bekannteste der jungen englischen Dramatiker durchwatete ihr Leben mit großer Sensibilität und Intensität. Sie blickte schonungslos auf sich selbst und in die Gesellschaft. Ihre Stücke sind von besonderem Blickwinkel und verstörender Kraft. Es sind vier Stücke die sie hinterlassen hat. Mit "Gier" gelang ihr ein außergewöhnliches, abstrakt anmutendes Kunstwerk.
Tina Lanik setzt mit der Inszenierung auf Sarah Kane und die Kraft die dem Text innewohnt. Sie schafft klare Strukturen, geht in diesem vermeintlich handlungslosen Stück sparsam mit Bewegung um, doch nicht mit Spannung. Jeder Satz ist ein Schwergewicht. Was erst scheinbar zusammenhanglos daherkommt, erzählt so nach und nach vom Mißglücken der Versuche um Beziehungen. Erinnerungen, Lebenserfahrung und Psychosen breiten sich aus und lassen die Mechanismen des Scheiterns zutage treten, das zutiefst Menschliche. Die Unzulänglichkeit des Individuums wird auf der leeren frei im Raum hängenden Ebene noch deutlicher sichtbar.
Magdalena Gut gestaltete die Spielfläche, ein über dem Sand schwebendes offenes Strandhaus. Der weitestgehende Verzicht auf Requisiten konzentriert die Aufmerksamkeit nochmals auf die Sprache. Die Darsteller sind Stimme, Spannungskörper und Gesinnungsträger. Wenn Beziehung aufkommt so geschieht dies vor dem Sonnenuntergang über dem Meer, der Idylle, die sich vor den schwarzen Hintergrund schiebt. Doch hart und unerbittlich wird die Ebene ausgeleuchtet auf der die Figuren sich vom Hintergrund absetzen.
Felix Klare, Marina Galic, Siemen Rühaak, Barbara Melzl © Thomas Dashuber |
Die Aufführung ist ein Drahtseilakt, den die Darsteller bravourös meistern. Barbara Melzl gibt scheinbar gelassen und abgebrüht die ältere Frau, die auf der Suche nach dem lebenserfüllenden Kind an einen jungen Mann gerät. Sehnsucht, Ablehnung, Begehren, Sex und der Wunsch nach Liebe prallen aufeinander. Felix Klares junger Mann durchlebt emotional vielfältig alle Facetten einer Beziehung, um letztlich doch an deren Unmöglichkeit zu scheitern. Siemen Rühaak, der ältere Mann ist einer jungen Frau verfallen. Er geht auf in dem Begehren nach Nähe, seinen Gefühlen, dem Wunsch, ihr Lebensteilhaber zu sein. Doch Marina Galic junge Frau ist abweisend, verstrickt in ihre Erinnerungen, verstrickt in die Hinterlassenschaften ihrer Mutter. Emotionslos blickt sie auf den Tod, sucht ihn geradezu. Dem älteren Mann bleibt nur die Flucht in den Zynismus und rückwärts zur vertrauten Partnerin. Es sind Ich-Welten, die parallel auf einer Bühne agieren und vergeblich den Weg zu einem Wir, das absolute bedingungslose Liebe braucht, suchen.
Den Ich-Welten sei Aristoteles Ausspruch "Das Glück gehört denen, die sich selber genügen." nahegelegt. Er kann Hoffnung schaffen, denn zuletzt stirbt die Hoffnung - und wenn das Suchen des Todes den letzten Ausweg darstellt, so ist die Hoffnung bereits gestorben. Was bleibt dann noch?
Das Stück seziert die Psyche des Menschen, legt frei, macht schonungslos sichtbar. Für alle Liebhaber psychologischen Theaters sollte diese Inszenierung ein Muss sein.
Den Ich-Welten sei Aristoteles Ausspruch "Das Glück gehört denen, die sich selber genügen." nahegelegt. Er kann Hoffnung schaffen, denn zuletzt stirbt die Hoffnung - und wenn das Suchen des Todes den letzten Ausweg darstellt, so ist die Hoffnung bereits gestorben. Was bleibt dann noch?
Das Stück seziert die Psyche des Menschen, legt frei, macht schonungslos sichtbar. Für alle Liebhaber psychologischen Theaters sollte diese Inszenierung ein Muss sein.
C.M.Meier
Gier
von Sarah Kane
Marina Galic, Barbara Melzl, Felix Klare, Siemen Rühaak Regie: Tina Lanik |