Kamerspiele Dunkel lockende Welt von Händl Klaus
Formvollendet
Es ist das zweite Stück des Tiroler Autors Händl Klaus an den Münchner Kammerspielen. Es ist die zweite Inszenierung eines Händl Werkes von Sebastian Nübling. Bereits 2003 hatte er zum Steirischen Herbst "Wilde - Der Mann mit den traurigen Augen" in Graz erfolgreich auf die Bühne gebracht. Gemeinsam mit Muriel Gerstner, die für Bühne und Kostüme verantwortlich zeichnet und Lars Wittershagen (Musik) bildeten sie ein perfektes Team, welches eine beeindruckende Inszenierung vorstellte.
Eine gerundete Wand aus edlem Holz gab den Rahmen für die Aktionsfläche, die von Wiebke Puls, Gundi Ellert und Jochen Noch bespielt wurde. Hier zogen die Drei gekonnt hemmungslos alle Register der Schauspielkunst. Ihre mit Komik angereicherte Körpersprache, die eindeutige Mimik und klar gesetzte Pointen verfehlten ihre Wirkung nicht. Auch ließ die Regie kein Mittel ungenutzt, um dem Publikum Assoziationsspielraum aufzutun und durch die Aufführung gehoben anspruchsvoll zu unterhalten.
Es ist das zweite Stück des Tiroler Autors Händl Klaus an den Münchner Kammerspielen. Es ist die zweite Inszenierung eines Händl Werkes von Sebastian Nübling. Bereits 2003 hatte er zum Steirischen Herbst "Wilde - Der Mann mit den traurigen Augen" in Graz erfolgreich auf die Bühne gebracht. Gemeinsam mit Muriel Gerstner, die für Bühne und Kostüme verantwortlich zeichnet und Lars Wittershagen (Musik) bildeten sie ein perfektes Team, welches eine beeindruckende Inszenierung vorstellte.
Eine gerundete Wand aus edlem Holz gab den Rahmen für die Aktionsfläche, die von Wiebke Puls, Gundi Ellert und Jochen Noch bespielt wurde. Hier zogen die Drei gekonnt hemmungslos alle Register der Schauspielkunst. Ihre mit Komik angereicherte Körpersprache, die eindeutige Mimik und klar gesetzte Pointen verfehlten ihre Wirkung nicht. Auch ließ die Regie kein Mittel ungenutzt, um dem Publikum Assoziationsspielraum aufzutun und durch die Aufführung gehoben anspruchsvoll zu unterhalten.
Jochen Noch, Wiebke Puls © Andreas Pohlmann |
Erzählt wurde in drei Akten eine vage Familiengeschichte, die auch Kriminalaspekte aufwies. Joachim Hufschmied inspiziert die Wohnung, welche ihm von seiner Mieterin Corinna Schneider übergeben wird. Corinna Schneider steht unmittelbar vor der Abreise nach Peru zu ihrem Verlobten Marcel Tobler. Sie werden sich gemeinsam einer ärztlichen Hilfstätigkeit widmen. So beginnt das Stück um eine kleine Zehe. Hufschmied findet die kleine Zehe, an ihr hält er fest.
"Der Zeh löst etwas aus - der abwesende, angeblich verreiste Verlobte kriegt so sein Kraftfeld, das an den anderen Figuren zerrt.", so Händl. "In jedem der drei Bilder fehlt jemand. Das ist die Grundspannung." Kraftfelder, die an Figuren zerren, mögen der Form Genüge tun, Mimik provozieren, bedeuten jedoch nicht zwangsläufig auch aussagekräftigen Inhalt und an dem mangelte es im Stück. Darüber konnte auch die gewitzte ausgefeilte Sprache und der durchgearbeitete Rhythmus nicht gänzlich hinweg täuschen. Die Geschichte ist konstruiert, reflektiert ohne doppelten Boden, der Autor ergeht sich zudem noch in Andeutungen. "Das Wunderbare an der Inszenierung ist, dass sie so vieles an- und aufreißt, Räume, die darunter liegen." (Händl Klaus). Die angesprochenen Räume in diesem Werk gaben sich randvoll mit Schweigen, Verschwinden und dem herbeizitierten Tod. Dabei diente "das Dunkle" der Form lediglich als Kontrast, es enthielt keine Abgründe. Um Abgründe zu veranschaulichen bedürfte es Charaktere. Es wurde aber die Form ohne menschlichen Inhalt, die Figur (von der auch Händl spricht), die Hülse zum Maß erklärt. Sie wurde gefüllt mir wissenschaftlichen Erkenntnissen, Gesetzmäßigkeiten, die wörtlich wiederzugeben sie niemals müde wird und die ihr Stellung, Ansehen und Daseinsberechtigung garantieren. Mit dem wissenschaftlichen Exkurs der Mutter über die Photosynthese im 2. Akt reflektiert Händl dieses Problem. Es bräuchte Menschen, um den Formen Inhalte zu geben. Doch wo ist Mensch? "Wovon man nicht sprechen kann, davon muss man schweigen.", zitiert das Programmheft Ludwig Wittgenstein.
Das führt zwangsläufig zu: Die Form bestätigt sich selbst - ein Dilemma in der zeitgenössischen Gesellschaft, welches auch in der Diskrepanz zwischen Inszenierung und Stück sichtbar wird, das bei aller äußerer Bewegtheit das Gefühl von Leere hinterlässt. Die Wirkungen von sinnfällig gestalteter Bühne, hervorragender Regie und exzellenter Schauspielkunst machen uns an großes Theater glauben. Das ist die Qualität der Zeit.
"Der Zeh löst etwas aus - der abwesende, angeblich verreiste Verlobte kriegt so sein Kraftfeld, das an den anderen Figuren zerrt.", so Händl. "In jedem der drei Bilder fehlt jemand. Das ist die Grundspannung." Kraftfelder, die an Figuren zerren, mögen der Form Genüge tun, Mimik provozieren, bedeuten jedoch nicht zwangsläufig auch aussagekräftigen Inhalt und an dem mangelte es im Stück. Darüber konnte auch die gewitzte ausgefeilte Sprache und der durchgearbeitete Rhythmus nicht gänzlich hinweg täuschen. Die Geschichte ist konstruiert, reflektiert ohne doppelten Boden, der Autor ergeht sich zudem noch in Andeutungen. "Das Wunderbare an der Inszenierung ist, dass sie so vieles an- und aufreißt, Räume, die darunter liegen." (Händl Klaus). Die angesprochenen Räume in diesem Werk gaben sich randvoll mit Schweigen, Verschwinden und dem herbeizitierten Tod. Dabei diente "das Dunkle" der Form lediglich als Kontrast, es enthielt keine Abgründe. Um Abgründe zu veranschaulichen bedürfte es Charaktere. Es wurde aber die Form ohne menschlichen Inhalt, die Figur (von der auch Händl spricht), die Hülse zum Maß erklärt. Sie wurde gefüllt mir wissenschaftlichen Erkenntnissen, Gesetzmäßigkeiten, die wörtlich wiederzugeben sie niemals müde wird und die ihr Stellung, Ansehen und Daseinsberechtigung garantieren. Mit dem wissenschaftlichen Exkurs der Mutter über die Photosynthese im 2. Akt reflektiert Händl dieses Problem. Es bräuchte Menschen, um den Formen Inhalte zu geben. Doch wo ist Mensch? "Wovon man nicht sprechen kann, davon muss man schweigen.", zitiert das Programmheft Ludwig Wittgenstein.
Das führt zwangsläufig zu: Die Form bestätigt sich selbst - ein Dilemma in der zeitgenössischen Gesellschaft, welches auch in der Diskrepanz zwischen Inszenierung und Stück sichtbar wird, das bei aller äußerer Bewegtheit das Gefühl von Leere hinterlässt. Die Wirkungen von sinnfällig gestalteter Bühne, hervorragender Regie und exzellenter Schauspielkunst machen uns an großes Theater glauben. Das ist die Qualität der Zeit.
C.M.Meier
Dunkel lockende Welt
von Händl Klaus
Jochen Noch, Wiebke Puls, Gundi Ellert Regie: Sebastian Nübling |