Kammerspiele Bonnie und Clyde - Projekt von Barbara Weber


 

 

Bonnie und Clyde treffen Buck, Blanche und C.W.

Das „Gangster-Road-Movie“ beginnt musikalisch. Daniel Friedel alias Murena, Kammerspielgängern bekannt aus „lass mich dein Leben leben. Dirty Control 2" oder „Confession of Agression“, startet mit Teddy-Tolle und ebensolchem Anzug seinen Soundtrack zu „Bonnie und Clyde“ – das Theaterstück. Mit Gitarre und Gesang wird er Zuschauer und Schauspieler durch die hinlänglich bekannte Geschichte des bankraubenden Pärchens begleiten.

Während dessen übt Bonnie (Sylvana Krappatsch, zickig unterkühlt und stets top gestylt) mit Zigarette und Pistole bereits stilechte Gangsterposen. In dem Kleinganoven Clyde wird sie den idealen Partner in ihrem Streben nach Reichtum und einem abenteuerlichen Leben finden. Oliver Mallison zeigt ihn mal als Kaugummi kauenden Kalauer-Cowboy, mal als knallharten Ganoven in feinem Zwirn. Zunächst zu zweit, später mit ihren Mitstreitern C.W., Buck und Blanche, werden mehr oder weniger erfolgreich Banken ausgeraubt, versehentlich Polizisten ermordet und Fluchtpläne geschmiedet. Dass die erste Bank pleite und darum nicht mehr Bank sondern Bar ist, sorgt für die nötige Portion Lokalkolorit.

 
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Stefan Merki, Sylvana Krappatsch, Oliver Mallison, Annette Paulmann

© Arno Declair

 

 

Regisseurin Barbara Weber spielt mit verschiedenen Darstellungsmöglichkeiten, die sich aus der Verschmelzung von Kino- und Theaterästhetik ergeben. Erzählte Passagen spulen die Handlung fast forward, damit genug Zeit und Energie für  Schlüsselszenen bleibt. Sara Giancanes ausgeklügelte Drehbühne liefert die dafür nötigen Örtlichkeiten. Wiederholt kommen filmische Gestaltungsmittel zum Einsatz und werden umgehend als unzureichende theatrale Kopie entlarvt. Zudem wechselt die Darstellungsebene häufig: Die Schauspieler kommentieren zu kurz geratene Szenen oder unvorteilhafte Kostüme und informieren das Publikum über die als-ob-Situation und Rollenwechsel. Köstlich die Szene, in der sich Blanche (Annette Paulmann) und Buck Barrow (Michael Neuenschwander) vor einem Casting gegenseitig das mediokre Schauspielerdasein schönreden. Für Erheiterung sorgt auch Stefan Merki, der als eingedeutschter Fluchtauto-Fahrer C(hristian) W(illi) Moss durchs Bühnenleben gehen muss. Damit trotz aller guten Laune niemand das filmische Vorbild und die Nouvelle Vague vergisst, wird ab und an Französisch gesprochen; von Filmstills grüßen Faye Dunanway und Warren Beatty.
 
Barbara Weber, Ko-Direktorin am Züricher Theater am Neumarkt und bereits mit mehreren Produktionen an den Kammerspielen vertreten, entlässt Bonnie und Clyde von der Leinwand auf die Bühne. Das alles hat unzweifelhaft Witz und Charme. Und doch bleibt die Frage, warum sie es angesichts der aktuellen Situation – man denke nur an den von einer Rentnergang entführten Banker – bei einer Nacherzählung belässt.

Tina Meß

 

 


Bonnie und Clyde

Projekt von Barbara Weber

Sylvana Krappatsch, Oliver Mallison, Michael Neuenschwander, Annette Paulmann, Stefan Merki. Murena.

Regie: Barbara Weber
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