Stadttheater Oblomow Marieluise oder Die Rückseite der Rechnungen von Kerstin Specht
Ein großes Anliegen
Traditionen weiterzuführen ist eines der löblichen Anliegen in der Gesellschaft und der oberfränkische Bühnenautorin Kerstin Specht ist dies mit ihrem Werk über Marieluise Fleißer gelungen. Immerhin gilt die Aufmerksamkeit einer herausragenden Schriftstellerin. Die Rolle und die Möglichkeiten einer Frau in einem doch weitgehend von Männern beherrschten Metier, in einer Zeit, in der „Frauenquote“ noch ein unbekanntes Wort war, ist das Thema des Monologes. Schon der Titel „Die Rückseite der Rechnungen“ verweist auf die Schwierigkeiten, sowohl die äußeren als auch die inneren, denen sich eine Frau seinerzeit gegenüber sah und wohl heute teilweise immer noch sieht. Marieluise, eine starke und doch zerbrechliche Frau, erzählt aus ihrem Leben: die wichtigsten Stationen, die prägenden Begegnungen mit Männern, die Einschränkungen nicht nur durch Nationalsozialismus und Krieg.
„Kerstin Spechts Monolog ist eine Reise in Fleißers Erinnerungen.“, so das Programm. Diese Reise inszenierte Regisseur Alois-Michael Heigl klassisch unaufwendig, wohltemperiert und damit sehr sinnfällig. Dascha Poisel gab der Protagonistin feinfühlig Gestalt und brillierte auf höchst unspektakuläre Weise. Sie zauberte aus den wenigen Kartons auf der Bühne Erinnerungsstücke, Kleider, eine Gitarre und verwandelte damit Zeit und Ort. Sie rückte den Stuhl und damit die äußeren oder inneren Gegebenheiten zurecht.
"Ich schreibe / mit buttergelben Handschuhen / Ich schreibe / über ein Schneegestöber / und schon schneit es draußen / Ich schreibe über Zahnweh / und schon schmerzt es / Ob es mit allem so geht / dass man sich was herschreiben kann / Gutes und Böses.", kam es von der Bühne und Marieluise alias Dascha oder Dascha alias Marieluise verkörperte die junge, in Wünschen und Träumen von der Welt und dem Schreiben befangene Studentin in den Münchner Tagen. Das war bevor sie Lion Feuchtwanger und Bertolt Brecht begegnete. Enthusiastisch und glücklich posierte sie für das Publikum und die Zeitungen, als ihr Stück „Fegefeuer in Ingolstadt“ in Berlin uraufgeführt wurde. Nachdenklich und zweifelnd überdachte sie ihre Beziehungen zu Brecht, zu Bep und zu Drawes und zu ihren Eltern. Dascha Poisel hinterlegte alle Texte mit dem passenden Gefühl, veranschaulichte durch entsprechende Gesten und schuf damit eine lebendige Erinnerung, an eine große Künstlerin.
Weiblich emotional, berührend erzählt.
Traditionen weiterzuführen ist eines der löblichen Anliegen in der Gesellschaft und der oberfränkische Bühnenautorin Kerstin Specht ist dies mit ihrem Werk über Marieluise Fleißer gelungen. Immerhin gilt die Aufmerksamkeit einer herausragenden Schriftstellerin. Die Rolle und die Möglichkeiten einer Frau in einem doch weitgehend von Männern beherrschten Metier, in einer Zeit, in der „Frauenquote“ noch ein unbekanntes Wort war, ist das Thema des Monologes. Schon der Titel „Die Rückseite der Rechnungen“ verweist auf die Schwierigkeiten, sowohl die äußeren als auch die inneren, denen sich eine Frau seinerzeit gegenüber sah und wohl heute teilweise immer noch sieht. Marieluise, eine starke und doch zerbrechliche Frau, erzählt aus ihrem Leben: die wichtigsten Stationen, die prägenden Begegnungen mit Männern, die Einschränkungen nicht nur durch Nationalsozialismus und Krieg.
„Kerstin Spechts Monolog ist eine Reise in Fleißers Erinnerungen.“, so das Programm. Diese Reise inszenierte Regisseur Alois-Michael Heigl klassisch unaufwendig, wohltemperiert und damit sehr sinnfällig. Dascha Poisel gab der Protagonistin feinfühlig Gestalt und brillierte auf höchst unspektakuläre Weise. Sie zauberte aus den wenigen Kartons auf der Bühne Erinnerungsstücke, Kleider, eine Gitarre und verwandelte damit Zeit und Ort. Sie rückte den Stuhl und damit die äußeren oder inneren Gegebenheiten zurecht.
"Ich schreibe / mit buttergelben Handschuhen / Ich schreibe / über ein Schneegestöber / und schon schneit es draußen / Ich schreibe über Zahnweh / und schon schmerzt es / Ob es mit allem so geht / dass man sich was herschreiben kann / Gutes und Böses.", kam es von der Bühne und Marieluise alias Dascha oder Dascha alias Marieluise verkörperte die junge, in Wünschen und Träumen von der Welt und dem Schreiben befangene Studentin in den Münchner Tagen. Das war bevor sie Lion Feuchtwanger und Bertolt Brecht begegnete. Enthusiastisch und glücklich posierte sie für das Publikum und die Zeitungen, als ihr Stück „Fegefeuer in Ingolstadt“ in Berlin uraufgeführt wurde. Nachdenklich und zweifelnd überdachte sie ihre Beziehungen zu Brecht, zu Bep und zu Drawes und zu ihren Eltern. Dascha Poisel hinterlegte alle Texte mit dem passenden Gefühl, veranschaulichte durch entsprechende Gesten und schuf damit eine lebendige Erinnerung, an eine große Künstlerin.
Weiblich emotional, berührend erzählt.
Dascha Poisel © Hilda Lobinger |
Über das Verhältnis der Schriftstellerin Marieluise Fleißer zur Gesellschaft und den Zeitgeist erfährt man aus ihren Werken. Es sind Volksstücke, die der genauen Beobachtung entspringen. „Wenn man sucht, findet man immer was.“, stellt sie in dem Werk „Pioniere in Ingolstadt“ fest. Dieser Satz Marieluise Fleißers kann stellvertretend für ihr gesamtes schriftstellerisches Schaffen stehen. Stets schaute sie genau hin auf die sie umgebenden Menschen, vornehmlich in Ingolstadt, ihrer Heimat, in der Marieluise den Großteil ihres Lebens verbrachte und deren kleinstädtisches Milieu durchaus stellvertretend für die vielen anderen Städte im Land stand und sicher noch stehen kann. Ihre Werke sind realistisch zeitlos, greifen sie doch die menschlichen Stärken und Schwächen auf. Ein wenig zu genau hat Marieluise Fleißer wohl hingesehen, denn ihre Stücke stehen leider viel zu selten auf den Spielplänen.
C.M.Meier
Marieluise oder Die Rückseite der Rechnungen
von Kerstin Specht
Dascha Poisel Regie: Alois-Michael Heigl |