Theater Viel Lärm um Nichts Das Ende vom Anfang von Sean O'Casey
O`Casey oder Lachen ist Wein für die Seele
Kaum ein Dichter hatte jemals einen so überzeugenden Grund, sich dem Stückeschreiben zu widmen wie der große irische Dramatikers Sean O'Casey (1880 - 1964). Als Gewerkschaftsmitglied beteiligte er sich in den Jahren 1913 und 1916 an der Organisation der Streiks und Aufstände, wofür er um ein Haar hingerichtet worden wäre. Danach verlegte er sein politisches Engagement auf die Literatur.
O'Casey entstammte bitterarmen Verhältnissen, konnte nur drei Jahre lang die Schule besuchen und erlernte das Lesen und Schreiben wegen eines Augenleidens erst mit 13 Jahren.
Stücke wie "Juno und der Pfau", "Purpurstaub" und "Gockel, der Geck" sind Theaterweltliteratur und O'Casey zählt zu den Genien der Bühnenkunst. Es war kein Geringerer als William Butler Yeats, der dies der Welt kund tat. Er trat am 8. Februar 1926 nach der Uraufführung von "Der Pflug und die Sterne" vor den Vorhang des Abbey-Theaters und schmetterte einem aufgebrachten nationalistischen Mob entgegen: "Soll sich denn ewig das gleiche wiederholen, wenn sich ein neuer irischer Genius ankündigt?" O'Casey verließ Irland und ging freiwillig ins Exil nach England. Er kehrte nie zurück.
Dies wissend und seine großen Dramen kennend, erstaunt der kleine Einakter. "Das Ende vom Anfang" ist eine Farce, ein Stück, das in der Tradition des Theaters des 18. und 19. Jahrhunderts begründet liegt. Vorläufer waren so genannte Curtain raiser (Ouvertüre) oder After-piece (Abschluss). Tatsächlich ist es kaum mehr als ein kleine Slapstickkomödie ohne gesellschaftlichen oder sozialen Hintergrund. Die Frage, warum O'Casey das Werk schuf, erklärt nachfolgendes Zitat des Dichters. "Darum lacht, soweit das in der Hast und Komplexität des Lebens möglich ist; lacht, wenn die Sonne scheint, wenn es regnet, oder sogar, wenn die Kälte unsere Haut berührt und das Herz erstarren lässt."
Bauer Darry Berrill streitet mit seiner Frau Lizzie über die Frage, wer von ihnen die schwerere Arbeit zu leisten habe. Beide tauschen die Rollen. Lizzie mäht die Wiese und Darry stürzt sich in die Hausarbeit. Dank der tatkräftigen Unterstützung des kurzsichtigen Freundes Barry versinkt das Berrillsche Anwesen unweigerlich in Schutt und Asche.
In O'Caseys Drama halten sich Bühnen- und Regieanweisungen und die Dialoge die Waage. Die Komik resultiert aus der Gestik und der Mimik, weniger aus dem gesprochenen Wort. So braucht die Inszenierung dieses Stückes eine Vielzahl von guten szenischen Einfällen und Eos Schopohl, der im Theater Viel Lärm um Nichts einige exzellente Arbeiten ablieferte, wurde diesen Anforderungen nicht unbedingt gerecht. Manche Lösungen wirkten bemüht und selten stimmten Tempo und Rhythmus. Darry, gespielt von Robert Spitz, klein, dick und rechthaberisch, war nicht bereit, sein Scheitern als das seine anzuerkennen. Hoosman versuchte nicht selten durch unmotivierten Aktionismus und körperlicher Akklamation Komik und Dramatik zu erzeugen. Erst zum Ende hin wurde er überzeugender. Anders Hardy Hoosman, der den Barry gab. Seine Kurzsichtigkeit ließ ihn behäbig agieren, womit er gelungene Kontrapunkte setzen konnte.
Komödien leben davon, dass Dinge geschehen, die man nicht für möglich hält. Und da es sich bei den Figuren nicht um Charaktere, sondern um Typen handelt, verschmerzen wir auch die blutigste Heimsuchung. Unbedingt lobenswert ist die Ökonomie des Bühnenbildes von Lucia Nußbächer, die kurz aber leibhaftig als Lizzie in Erscheinung trat. Immerhin geht, so das Drama, beinahe alles zu Bruch. Weitere Vorstellungen sind geplant und möglich …
Die Vorstellung findet mit Bewirtung statt. Ein Glas Wein labt den Körper. Den Rest besorgen Darry und Barry, denn: "Das Lachen ist Wein für die Seele. (...) Das Lachen ist eine fröhliche Erklärung des Menschen, dass das Leben lebenswert ist." (O'Casey)
Wolf Banitzki
Kaum ein Dichter hatte jemals einen so überzeugenden Grund, sich dem Stückeschreiben zu widmen wie der große irische Dramatikers Sean O'Casey (1880 - 1964). Als Gewerkschaftsmitglied beteiligte er sich in den Jahren 1913 und 1916 an der Organisation der Streiks und Aufstände, wofür er um ein Haar hingerichtet worden wäre. Danach verlegte er sein politisches Engagement auf die Literatur.
O'Casey entstammte bitterarmen Verhältnissen, konnte nur drei Jahre lang die Schule besuchen und erlernte das Lesen und Schreiben wegen eines Augenleidens erst mit 13 Jahren.
Stücke wie "Juno und der Pfau", "Purpurstaub" und "Gockel, der Geck" sind Theaterweltliteratur und O'Casey zählt zu den Genien der Bühnenkunst. Es war kein Geringerer als William Butler Yeats, der dies der Welt kund tat. Er trat am 8. Februar 1926 nach der Uraufführung von "Der Pflug und die Sterne" vor den Vorhang des Abbey-Theaters und schmetterte einem aufgebrachten nationalistischen Mob entgegen: "Soll sich denn ewig das gleiche wiederholen, wenn sich ein neuer irischer Genius ankündigt?" O'Casey verließ Irland und ging freiwillig ins Exil nach England. Er kehrte nie zurück.
Dies wissend und seine großen Dramen kennend, erstaunt der kleine Einakter. "Das Ende vom Anfang" ist eine Farce, ein Stück, das in der Tradition des Theaters des 18. und 19. Jahrhunderts begründet liegt. Vorläufer waren so genannte Curtain raiser (Ouvertüre) oder After-piece (Abschluss). Tatsächlich ist es kaum mehr als ein kleine Slapstickkomödie ohne gesellschaftlichen oder sozialen Hintergrund. Die Frage, warum O'Casey das Werk schuf, erklärt nachfolgendes Zitat des Dichters. "Darum lacht, soweit das in der Hast und Komplexität des Lebens möglich ist; lacht, wenn die Sonne scheint, wenn es regnet, oder sogar, wenn die Kälte unsere Haut berührt und das Herz erstarren lässt."
Bauer Darry Berrill streitet mit seiner Frau Lizzie über die Frage, wer von ihnen die schwerere Arbeit zu leisten habe. Beide tauschen die Rollen. Lizzie mäht die Wiese und Darry stürzt sich in die Hausarbeit. Dank der tatkräftigen Unterstützung des kurzsichtigen Freundes Barry versinkt das Berrillsche Anwesen unweigerlich in Schutt und Asche.
In O'Caseys Drama halten sich Bühnen- und Regieanweisungen und die Dialoge die Waage. Die Komik resultiert aus der Gestik und der Mimik, weniger aus dem gesprochenen Wort. So braucht die Inszenierung dieses Stückes eine Vielzahl von guten szenischen Einfällen und Eos Schopohl, der im Theater Viel Lärm um Nichts einige exzellente Arbeiten ablieferte, wurde diesen Anforderungen nicht unbedingt gerecht. Manche Lösungen wirkten bemüht und selten stimmten Tempo und Rhythmus. Darry, gespielt von Robert Spitz, klein, dick und rechthaberisch, war nicht bereit, sein Scheitern als das seine anzuerkennen. Hoosman versuchte nicht selten durch unmotivierten Aktionismus und körperlicher Akklamation Komik und Dramatik zu erzeugen. Erst zum Ende hin wurde er überzeugender. Anders Hardy Hoosman, der den Barry gab. Seine Kurzsichtigkeit ließ ihn behäbig agieren, womit er gelungene Kontrapunkte setzen konnte.
Komödien leben davon, dass Dinge geschehen, die man nicht für möglich hält. Und da es sich bei den Figuren nicht um Charaktere, sondern um Typen handelt, verschmerzen wir auch die blutigste Heimsuchung. Unbedingt lobenswert ist die Ökonomie des Bühnenbildes von Lucia Nußbächer, die kurz aber leibhaftig als Lizzie in Erscheinung trat. Immerhin geht, so das Drama, beinahe alles zu Bruch. Weitere Vorstellungen sind geplant und möglich …
Die Vorstellung findet mit Bewirtung statt. Ein Glas Wein labt den Körper. Den Rest besorgen Darry und Barry, denn: "Das Lachen ist Wein für die Seele. (...) Das Lachen ist eine fröhliche Erklärung des Menschen, dass das Leben lebenswert ist." (O'Casey)
Wolf Banitzki
Das Ende vom Anfang
von Sean O'Casey
Hardy Hoosmann, Robert Spitz, Lucia Nußbächer Regie: Eos Schopohl |