Teamtheater Tankstelle Eifersucht von Esther Vilar



 

Lieblicher Zorn

"Was immer die Männer anfangen, um den Frauen zu imponieren: In der Welt der Frauen zählen sie nicht. In der Welt der Frauen zählen nur die anderen Frauen." (Seite 27 - Der dressierte Mann) Die Autorin Esther Vilar sorgte Anfang der 70iger Jahre mit ihrem Buch für heftige Diskussionen und war Anfeindungen und Übergriffen von Feministinnen ausgesetzt. Wohlgemerkt, die Feministinnen, nicht die Männer zwangen sie, die Bundesrepublik zu verlassen. Dem Kapitel „Frauen unter sich“ widmete Esther Vilar das in sich geschlossene und präzise Stück „Eifersucht“, welches 1999 erschien. Dem scharfen Auge der ausgebildeten Psychologin und Soziologin entging keine Nuance im Gefühls- und Handlungsspektrum und keine noch so feine Durchtriebenheit.

Helen und Laslo, ein glücklich verheiratetes Paar, wohnen im 24. Stock eines Hochhauses. Beide sind erfolgreiche Anwälte und so geschieht es, dass die Architektin Yana, welche auf der 30. Etage ein Penthaus bewohnt, Helen im Fernsehen sieht. Über die Kanzlei erfährt sie ihre E-Mail-Adresse. Was mit höflich freundlichen Worten beginnt, enthält aber dennoch eine Menge Gift und eine grausame Tatsache. Sprachlich und intellektuell auf hohem Niveau beginnt nun ein Schlagabtausch zwischen den beiden Frauen. Die Ursache: Laslo teilt bereits seit drei Monaten das Bett mit Yana. Und es kommt, wie vorherzusehen … oder doch nicht ganz?

Die Bühne des Teamtheaters Tankstelle war in drei Ebenen gegliedert, sinnfällig gestaltet von Tinka Schmitt. Helen residierte in einem feudalen Stuhl auf der mittleren, Yana an einem Stehtisch auf der oberen und, last but not least Iris auf der unteren Ebene, im 19. Stockwerk. Drei moderne selbstbewusste Frauen, verbunden durch Laptops, das allgegenwärtige Internet und naturgemäß ihre Gefühle für den einen Mann, rangen um die Position, die eine Position an seiner Seite. Christina Loeb gab gewandt die erfolgverwöhnte Anwältin, die erst erhaben, dann doch in die Tiefe der Krankheit Eifersucht stürzte. „Wer nicht eifersüchtig ist, ist ein Idiot oder frigide.“ wusste die 40jährige Yana, selbstbewusst gegeben von Konnie Ziegler. Sie kostete ihren Triumph süffisant aus, verteilte gute Ratschläge, um diese kurze Zeit später postwendend entgegenzunehmen. Iris, bekennende Buddhistin und 25 Jahre jung, war Favoritin geworden. Britta Horn meditierte, yogisierte und wurde doch mit dem Bild von Helen im Fernseher konfrontiert. Friedvoll verzweifelte sie, ob des unermesslichen Leids.

 

eifersuch

Britta Horn, Konnie Ziegler, Christina Loeb



Der Geschlechterkampf ist so alt wie die Menschheit. Die Erscheinungsformen sind vielfältig, sorgten und sorgen stets für Spannung, im Alltag ebenso wie in Literatur und Theater. Sehenswert kurzweilig ist das Stück und selbst wer die Wahrheit gar nicht wissen wollte, dem wurde sie auf so ansprechende Weise präsentiert, dass es Lächeln auf die Gesichter der Zuschauer zauberte, welches die Realität und auch die Statistik überdeckte.

Abgesehen von einer überraschenden Wende am Ende, hielt die Inszenierung eine weitere wunderbare zusätzliche Pointe bereit: Die Damen sprachen von Laslo Staviski, dem Mann und Laslo Staviski führte Regie bei dieser Inszenierung. Ziehen die Männer also nach wie vor die Fäden?

C.M.Meier

 

 


Eifersucht

von Esther Vilar

Christina Loeb, Konnie Ziegler, Britta Horn

Regie: Laslo Staviski