Teamtheater Tankstelle Eine Sommernacht von David Greig und Gordon McIntyre
Indie indeed
„Love is the only engine of survival“, singt Leonhard Cohen seit den Siebzigern des vergangenen Jahrhunderts. Und das Überleben rückt in Zeiten, in denen die Nächte länger werden und die Finsternis in Form von menschlicher Unzulänglichkeit und gescheiterten Lebensansätzen zunimmt, in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und also auf die Bühne. Am Scheitelpunkt, an Mittsommer, dem längsten Tag im Jahr, spielt das Stück von David Greig (geb. 1970) und Gordon McIntyre (geb. 1969). Natürlich eine Liebesgeschichte. „Liebe bricht dein Herz entzwei … kann sein, es geht dir gut dabei.“
Es beginnt an einem tristen Freitagabend in einem Weinlokal in Edinburgh. Helena, Mitte Dreißig und erfolgreiche Scheidungsanwältin, spricht Robert, nein, Bob, Bob Middlehope einen Kleinkriminellen mit einem unerfüllten Lebenstraum an. Der Wein und die Gelegenheit führen zu einer intensiven körperlichen Begegnung. In den Köpfen „spukt“ es dabei. Doch damit beginnt das Wochenende erst und die Ereignisse nehmen den Lauf der Dinge in ihre Hände, spielen Schicksal. „Denn die Entscheidungen in den Menschen fallen erst Sekundenbruchteile nachdem eine äußere Reaktion erfolgte“, wie Helena durch einen wissenschaftlichen Versuch erfahren hatte. Man sucht danach nur noch nach Plausibilität, um sich das eigene Handeln zu erklären. Das Werk ist eine Erzählung, keine Monologe und keine Dialoge. In zwei parallelen Strängen erzählen Helena und Bob die Erlebnisse, legen Gefühle offen, kommentieren das Geschehen mit wissenschaftlich anmutenden Erklärungen und geben die Worte des anderen wieder - das was in Erinnerung blieb, oder das was jener hören wollte. Theater Indie indeed.
Es war ein überaus unterhaltender Abend in dem mit der Komik, die den Situationen moderner menschlicher Begegnung innewohnt, gekonnt gespielt wurde. Regisseur Dieter Nelle griff tief in die Kiste der Theatertricks und zauberte mit geschickter Hand die adäquatesten hervor. Britta Scheerer verkörperte Helena – zeitgemäß, brillant. Sie war frustriert, verzweifelt, beglückt, hoffnungsvoll, entsagend, hübsch und zerzaust, verloren und zielstrebig, kurz – vom Leben gezeichnet. Es gelang der Schauspielerin jeden Moment überzeugend zu gestalten, die Bühne zu füllen. Dazwischen griff sie zu Harmonika und Akkordeon, trug die Songs von Liebe und Leid vor. Robert Atzlinger als Bob kam der überlegendere Part zu. Immerhin war es auch Bobs fünfunddreißigster Geburtstag an dem er Helena begegnete - ein guter Zeitpunkt zu resümieren. Hatte er sich doch auch, bildlich und tatsächlich, seinem zweiten Ich zu stellen – eine Szene wundervollster Possenhaftigkeit. Sein Griff zur Gitarre, das Anschlagen der Akkorde und die tiefe männliche Stimme zeugten von der Präsenz einer anderen Kraft. Souverän gestaltete der Schauspieler die Rolle. Lässig und bisweilen cool bewegte Bob sich im dichten Regen Edinburghs, der auf der Bühne sinnfällig durch Glasperlen veranschaulicht worden war. „We go down to the Old Town … and fall in love my love again.“
Der Kitsch der Romantik. Lächeln und Lachen wechselten in den Gesichtern der Zuschauer ab. Amüsiert und locker verließ das Premierenpublikum das Theater.
„Love is the only engine of survival“, singt Leonhard Cohen seit den Siebzigern des vergangenen Jahrhunderts. Und das Überleben rückt in Zeiten, in denen die Nächte länger werden und die Finsternis in Form von menschlicher Unzulänglichkeit und gescheiterten Lebensansätzen zunimmt, in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und also auf die Bühne. Am Scheitelpunkt, an Mittsommer, dem längsten Tag im Jahr, spielt das Stück von David Greig (geb. 1970) und Gordon McIntyre (geb. 1969). Natürlich eine Liebesgeschichte. „Liebe bricht dein Herz entzwei … kann sein, es geht dir gut dabei.“
Es beginnt an einem tristen Freitagabend in einem Weinlokal in Edinburgh. Helena, Mitte Dreißig und erfolgreiche Scheidungsanwältin, spricht Robert, nein, Bob, Bob Middlehope einen Kleinkriminellen mit einem unerfüllten Lebenstraum an. Der Wein und die Gelegenheit führen zu einer intensiven körperlichen Begegnung. In den Köpfen „spukt“ es dabei. Doch damit beginnt das Wochenende erst und die Ereignisse nehmen den Lauf der Dinge in ihre Hände, spielen Schicksal. „Denn die Entscheidungen in den Menschen fallen erst Sekundenbruchteile nachdem eine äußere Reaktion erfolgte“, wie Helena durch einen wissenschaftlichen Versuch erfahren hatte. Man sucht danach nur noch nach Plausibilität, um sich das eigene Handeln zu erklären. Das Werk ist eine Erzählung, keine Monologe und keine Dialoge. In zwei parallelen Strängen erzählen Helena und Bob die Erlebnisse, legen Gefühle offen, kommentieren das Geschehen mit wissenschaftlich anmutenden Erklärungen und geben die Worte des anderen wieder - das was in Erinnerung blieb, oder das was jener hören wollte. Theater Indie indeed.
Es war ein überaus unterhaltender Abend in dem mit der Komik, die den Situationen moderner menschlicher Begegnung innewohnt, gekonnt gespielt wurde. Regisseur Dieter Nelle griff tief in die Kiste der Theatertricks und zauberte mit geschickter Hand die adäquatesten hervor. Britta Scheerer verkörperte Helena – zeitgemäß, brillant. Sie war frustriert, verzweifelt, beglückt, hoffnungsvoll, entsagend, hübsch und zerzaust, verloren und zielstrebig, kurz – vom Leben gezeichnet. Es gelang der Schauspielerin jeden Moment überzeugend zu gestalten, die Bühne zu füllen. Dazwischen griff sie zu Harmonika und Akkordeon, trug die Songs von Liebe und Leid vor. Robert Atzlinger als Bob kam der überlegendere Part zu. Immerhin war es auch Bobs fünfunddreißigster Geburtstag an dem er Helena begegnete - ein guter Zeitpunkt zu resümieren. Hatte er sich doch auch, bildlich und tatsächlich, seinem zweiten Ich zu stellen – eine Szene wundervollster Possenhaftigkeit. Sein Griff zur Gitarre, das Anschlagen der Akkorde und die tiefe männliche Stimme zeugten von der Präsenz einer anderen Kraft. Souverän gestaltete der Schauspieler die Rolle. Lässig und bisweilen cool bewegte Bob sich im dichten Regen Edinburghs, der auf der Bühne sinnfällig durch Glasperlen veranschaulicht worden war. „We go down to the Old Town … and fall in love my love again.“
Der Kitsch der Romantik. Lächeln und Lachen wechselten in den Gesichtern der Zuschauer ab. Amüsiert und locker verließ das Premierenpublikum das Theater.
C.M.Meier
Eine Sommernacht
von David Greig und Gordon McIntyre
Deutsch von Barbara Christ Britta Scheerer, Robert Atzlinger Regie: Dieter Nelle |