Theater 44 Ohio - Wieso?! von Gabriel Barylli
Nie wieder eine Beziehung! - Kaum gedacht, steckt man schon drin. So geschehen mit Martin und Maria in Gabriel Baryllis Komödie "Ohio - Wieso?".
Das Ende ist hinlänglich bekannt: Die Katastrophe. Bei Martin und Maria endet die Geschichte sogar tödlich, der spannenderen Dramaturgie wegen. "Alles andere wäre wahrscheinlich zu langweilig gewesen, irgendwas würde fehlen." Nun, den Bühnentod rechtfertigt es allemal - die Realität auch? Immerhin soll doch gelegentlich der oder die Eine oder Andere im Rosenkrieg tatsächlich auf der Strecke bleiben ... Fragt sich also, ob es dem Österreichischen Autor gelang, die eine oder andere ewige und scheinbar unlösbare Frage im Geschlechterkampf zu beantworten? Nein, und das ist auch für zukünftige Dramaturgien besser, denn wo blieben wir ohne die Komödien um das ewige Thema Frau gegen Mann.
Nun bleibt aber, bei aller Unmöglichkeit zu einer vernünftigen Antwort, die bohrende Frage nicht nur des Kritikers, was die neue Qualität gerade dieses dramatischen Entwurfs ausmacht. Auch hier Fehlanzeige. Das Stück ist ein Konstrukt aus Altbekanntem, eine Kreativarbeit, wenn man so will. Das ist in der Komödiendichtung allerdings noch nie ein Makel gewesen. Nochmals die Gretchenfrage: Lohnt es sich in eine Vorstellung dieses Stückes zu gehen?
Ja! Die von Gabriel Barylli eingerichtete Inszenierung hat doch einige hörens- und sehenswerte Vorzüge. Da ist beispielsweise die sprachliche Gestaltungskraft des Autors, der die Intelligenz der Rollen nicht nur vordergründig behauptet, sondern auch belegt. Gelegentlich versteigt er sich allerdings in einen Enzyklopädismus, der dann schon wieder skurrile Züge trägt (Siehe Woody Allan).
Nicht zuletzt belegt aber gerade dieser Vorgang die durch Wissen - nicht Bildung - erzeugte Selbstentfremdung und Beziehungsunfähigkeit. Es könnte so einfach sein, wenn es doch nur naturgegeben wäre. Aber die Natur ist uns abhanden gekommen.
Belle Scholz, Marcus Morlinghaus © Hilda Lobinger |
Ein weiterer Vorzug ist die treffliche Umsetzung des Textes auf der Bühne durch den Autor selbst. Es ist nicht immer gegeben, dass der Autor auch derjenige ist, der seinen Text am besten kennt. Bei Barylli ist es unbestritten der Fall. Unter weitestgehendem Verzicht auf Aktionismus oder überbordende Bilder lässt er seinen Entwurf für sich arbeiten. Die Effizienz seines Mutes zur Pause ist dabei herausragend und beschert dem Zuschauer manchen feinsinnigen Wort- und Situationswitz.
Die Darsteller standen den Anforderungen des Regisseurs nicht nach. Insbesondere Peter Bamler als Freund Martins und Moderator durch die Geschichte, muss großes Einfühlungsvermögen in seine Rolle bestätigt werden. Die Präzision seines Spiels gerade in Situationen, die sich auf bloße Lautmalerei beschränken ( Hmm - Aha - Soso), war mehr als bemerkenswert. Marcus Morlinghaus als Martin erreichte diese Meisterschaft nicht in dem Maße. Ebenso Belle Scholz, die mit diesem Stück ihr Bühnendebüt in München gab. Beide wirkten insbesondere in Szenen mit starken emotionalen Ausbrüchen nicht immer maßvoll und überzeugend. Julia Rohács Rolle als Clarabella und Freundin Marias hat im ganzen Spiel mehr oder weniger einen Stichwortcharakter, der von der Darstellerin charmant und dezent in Szene gesetzt wurde.
Von einer sehr interessanten Beobachtung soll abschließend noch berichtet werden. Der Autor unterliegt immer auch der Pflicht zur Verantwortung seinen geschaffenen Personen gegenüber.
Ist eine Person auf der Bühne schlecht und verachtenswert, so muss er dieses haarfein belegen, denn sonst handelt er sich die Kritik wegen Denunziation ein. Umgekehrt wird das selten verlangt. Bei genauerer Betrachtung des Stückes kann man deutlich erkennen, dass Maria nicht uneingeschränkte Gerechtigkeit widerfährt, was einerseits beweist, dass der Autor ein Mann ist und andererseits, dass Autoren auch nur Menschen sind.
Wolf Banitzki
von Gabriel Barylli
Belle Scholz, Marcus Morlinghaus, Andrea Rohác, Peter Bamler Regie: Gabriel Barylli |