Theater 44 Antigone von Jean Anouilh
Kompromiss ist ...
"Untröstlich und fröhlich" - ein lachendes und ein weinendes Auge kennzeichnen den Menschen nach Anouilh. Die Alten machen daraus gerne den Kompromiss, die Übereinkunft durch Nachgeben beider Seiten, den Vergleich - die Ernsthaftigkeit. Die Jungen lachen oder weinen, für sie gibt es den Kompromiss nicht. Sind sie noch dazu ungestüm, so gehen sie auf Barrikaden oder in den Tod für ihre Überzeugung. "Ich bin nicht da um zu verstehen. Ich bin da um dir ein Nein entgegen zu setzen und zu sterben.", so Antigone.... "Und jetzt wirst du mich töten lassen, ohne es zu wollen. Und das heißt König sein!" "Ja so ist es ..."
Alt werden bedeutet dem nach, sich in Vergleichen einzurichten, was Antigone verweigert. Kreon, als König des Kompromisses, stößt die Tragödie an, indem er festlegt, dass die Söhne des Oedipus Eteokles und Polyneikes, abwechselnd jeweils ein Jahr die Regentschaft übernehmen über Theben. Gut gemeint, doch Eteokles findet Gefallen an der Macht. Er weigert sich, dem Bruder den Platz zu überlassen. Polyneikes sucht Unterstützung; der Konflikt endet, als sich die Brüder auf dem Schlachtfeld tot gegenüber liegen. "Das Uhrwerk ist aufgezogen. Jetzt schnurrt es von allein ab. Das ist das Praktische bei einer Tragödie." Und es ist kein Ende abzusehen ...
Antigone weigert sich den Bruder "... unbeweint und unbestattet auf dem Schlachtfeld liegen zu lassen, den Raben und Schakalen zum Fraß", wie Kreon verfügt und der zudem "Zuwiderhandlung mit dem Tode bestraft". Aus Gründen der Staatsräson hat er einen der Brüder zum Helden, den Anderen zum Staatsfeind erklärt. Antigone, man sagt von Idealen erfüllt, sozusagen revolutionär, will sich dem Entscheid nicht beugen, ist es doch nur das versöhnend Menschliche, das ein Ende fordert und die Leiche mit Erde bedeckt. Sie möchte heiraten und glücklich werden. Eine Unmöglichkeit, da es Kreon verhindert. Seine Gründe sind mannigfach. Der Dialog zwischen Antigone und Kreon ist der Kern des Stückes.
Für Kreon ist Leben ein Kompromiss, den er ihr schmackhaft zu machen sucht. Für Antigone "Ich, ich will alles, sofort und vollkommen ... oder ich will lieber sterben." Dann nimmt die Geschichte ihren unabänderlichen Lauf. Vor ihrem Tod heißt es, "zum ersten Mal wird sie ganz sie selbst sein können.". Der alte Kreon wendet sich den Staatsgeschäften zu ... und es ist kein Ende abzusehen ...
"Untröstlich und fröhlich" - ein lachendes und ein weinendes Auge kennzeichnen den Menschen nach Anouilh. Die Alten machen daraus gerne den Kompromiss, die Übereinkunft durch Nachgeben beider Seiten, den Vergleich - die Ernsthaftigkeit. Die Jungen lachen oder weinen, für sie gibt es den Kompromiss nicht. Sind sie noch dazu ungestüm, so gehen sie auf Barrikaden oder in den Tod für ihre Überzeugung. "Ich bin nicht da um zu verstehen. Ich bin da um dir ein Nein entgegen zu setzen und zu sterben.", so Antigone.... "Und jetzt wirst du mich töten lassen, ohne es zu wollen. Und das heißt König sein!" "Ja so ist es ..."
Alt werden bedeutet dem nach, sich in Vergleichen einzurichten, was Antigone verweigert. Kreon, als König des Kompromisses, stößt die Tragödie an, indem er festlegt, dass die Söhne des Oedipus Eteokles und Polyneikes, abwechselnd jeweils ein Jahr die Regentschaft übernehmen über Theben. Gut gemeint, doch Eteokles findet Gefallen an der Macht. Er weigert sich, dem Bruder den Platz zu überlassen. Polyneikes sucht Unterstützung; der Konflikt endet, als sich die Brüder auf dem Schlachtfeld tot gegenüber liegen. "Das Uhrwerk ist aufgezogen. Jetzt schnurrt es von allein ab. Das ist das Praktische bei einer Tragödie." Und es ist kein Ende abzusehen ...
Antigone weigert sich den Bruder "... unbeweint und unbestattet auf dem Schlachtfeld liegen zu lassen, den Raben und Schakalen zum Fraß", wie Kreon verfügt und der zudem "Zuwiderhandlung mit dem Tode bestraft". Aus Gründen der Staatsräson hat er einen der Brüder zum Helden, den Anderen zum Staatsfeind erklärt. Antigone, man sagt von Idealen erfüllt, sozusagen revolutionär, will sich dem Entscheid nicht beugen, ist es doch nur das versöhnend Menschliche, das ein Ende fordert und die Leiche mit Erde bedeckt. Sie möchte heiraten und glücklich werden. Eine Unmöglichkeit, da es Kreon verhindert. Seine Gründe sind mannigfach. Der Dialog zwischen Antigone und Kreon ist der Kern des Stückes.
Für Kreon ist Leben ein Kompromiss, den er ihr schmackhaft zu machen sucht. Für Antigone "Ich, ich will alles, sofort und vollkommen ... oder ich will lieber sterben." Dann nimmt die Geschichte ihren unabänderlichen Lauf. Vor ihrem Tod heißt es, "zum ersten Mal wird sie ganz sie selbst sein können.". Der alte Kreon wendet sich den Staatsgeschäften zu ... und es ist kein Ende abzusehen ...
Klaus-Peter Bülz, Mascha Müller, Horst A. Reichel © Hilda Lobinger |
Kompromisse, Kompromisse soweit das Auge reicht, blickt man heute auf die Welt. Es sind die Vorstellungen von Ordnung, die die Menschen ins Unglück treiben. Denn die Vorstellung ist eben die Vorstellung davon und nicht die Ordnung per se. Gut und Böse sind wie ehedem das, was dazu von manchen Stellen erklärt wird. Ob das nun immer den Tatsachen gerecht wird? Oder gar dem Leben? Hier türmt sich das Hindernis, oder klafft der riesige Abgrund zwischen Gesellschaftsapparat und Individuum, der in unseren Tagen immer größer wird ... und es ist kein Ende abzusehen ...
Ein guter Grund Anouilhs Antigone auf die Bühne zu bringen. Stellt er doch einen Kampf vor, in dem es nur Verlierer gibt - bedingt durch eine Ordnung die einzuhalten ist, hinterfragen nicht gestattet. Ist denn eine Leiche öffentlich zu ächten eine geringere Freveltat, als das Einfordern eines zugesprochenen Rechts mit Waffengewalt? Die Maßeinheiten, die angelegt werden, sind wohl verschiedene, offensichtlich. Es fällt schon Sophokles Antigone der Staatsräson zum Opfer; ein Lehrstück in Sachen Staat und Ordnung. Anouilh verdeutlicht wie wenig Platz die Ordnung für Leben lässt, folgt man den Ausführungen des Wächters aufmerksam.
"Hüten wir uns vor guten Einfällen!", pflegte Jean Anouilh in Bezug auf die Umsetzung seiner Werke gerne zu sagen. Er, einer der meist gespielten Dramatiker im vergangenen Jahrhundert, verzichtet auf Illusionen und Beschönigungen und bringt den Konflikt direkt, hier durch Ankündigung des Sprechers ans Publikum. Das entspricht auch Regisseur Horst A. Reichel, der wieder einmal eine gute Hand bei der Umsetzung eines Klassikers der Moderne bewies. In dem klaren Bühnenbild von Hannes Schuler bieten die Darsteller gewohnt gutes Ensemblespiel, Irmhild Wagner führte als Sprecherin souverän durch das Stück, Mascha Müller gab eine entschlossene Antigone, Horst A. Reichel alterserfahren (pragmatisch bürokratisch) Kreon. Klaus-Peter Bülz überzeugte als Wächter. Der Text blieb wie ein Fels im Raum stehen.
Der Verlust von Vorstellungen ist das, was die Menschen am meisten schreckt und so kommt es, dass ... "Die, die noch leben, beginnen ganz langsam, sie (Antigone) zu vergessen." ... und es ist kein Ende abzusehen ...
C.M.Meier
(Zitate Jean Anouilh)
Ein guter Grund Anouilhs Antigone auf die Bühne zu bringen. Stellt er doch einen Kampf vor, in dem es nur Verlierer gibt - bedingt durch eine Ordnung die einzuhalten ist, hinterfragen nicht gestattet. Ist denn eine Leiche öffentlich zu ächten eine geringere Freveltat, als das Einfordern eines zugesprochenen Rechts mit Waffengewalt? Die Maßeinheiten, die angelegt werden, sind wohl verschiedene, offensichtlich. Es fällt schon Sophokles Antigone der Staatsräson zum Opfer; ein Lehrstück in Sachen Staat und Ordnung. Anouilh verdeutlicht wie wenig Platz die Ordnung für Leben lässt, folgt man den Ausführungen des Wächters aufmerksam.
"Hüten wir uns vor guten Einfällen!", pflegte Jean Anouilh in Bezug auf die Umsetzung seiner Werke gerne zu sagen. Er, einer der meist gespielten Dramatiker im vergangenen Jahrhundert, verzichtet auf Illusionen und Beschönigungen und bringt den Konflikt direkt, hier durch Ankündigung des Sprechers ans Publikum. Das entspricht auch Regisseur Horst A. Reichel, der wieder einmal eine gute Hand bei der Umsetzung eines Klassikers der Moderne bewies. In dem klaren Bühnenbild von Hannes Schuler bieten die Darsteller gewohnt gutes Ensemblespiel, Irmhild Wagner führte als Sprecherin souverän durch das Stück, Mascha Müller gab eine entschlossene Antigone, Horst A. Reichel alterserfahren (pragmatisch bürokratisch) Kreon. Klaus-Peter Bülz überzeugte als Wächter. Der Text blieb wie ein Fels im Raum stehen.
Der Verlust von Vorstellungen ist das, was die Menschen am meisten schreckt und so kommt es, dass ... "Die, die noch leben, beginnen ganz langsam, sie (Antigone) zu vergessen." ... und es ist kein Ende abzusehen ...
C.M.Meier
(Zitate Jean Anouilh)
Antigone
von Jean Anouilh
Mascha Müller, Horst A. Reichel, Irmhild Wagner, Klaus-Peter Bülz, Janina Kübler, Franz Steiner Regie: H. A. Reichel und I. Wagner |