Halle 7 Kommt ein Mann zur Welt von Martin Heckmanns
Gesellschaftsbild mit Suchendem
"Ich möchte noch einmal von vorne anfangen. Ich weiß jetzt, wie es geht." Dieser Satz ist glaubhaft! Vermutlich weiß ihn jeder über 40. Aber ändert es was? Wohl kaum. Wir kommen vermutlich nur auf die Welt, um alle Unsinnigkeiten und Fehler unserer Vorfahren noch einmal zu begehen. Es ist wie Theater. Letztlich werden immer nur wieder die gleichen Geschichten in anderem Gewand erzählt.
In Martin Heckmanns Lebensgeschichte des Bruno Stamm von dessen Geburt bis zu Bahre lernt der Zuschauer drei Generationen kennen. Brunos Vater wollte Bruno nicht, weil er seine künstlerischen Karriere, von der er absolut überzeugt war, noch nicht auf der Reihe hatte. Folglich war Bruno der Hinderungsgrund für eine große Karriere. Bruno selbst driftete dann auf der Suche nach seinem künstlerischen Ausdruck durchs Leben. Immerhin hatte er als Schlagersänger einen Hit. Der entstand im Gefängnis, als Bruno sich nach seiner Suse vor Sehnsucht verging. Auch Bruno scheiterte, nachdem Suse ihm einen Sohn geboren hatte. Der war vermutlich der Grund, warum Bruno selbst scheitern musste, wie schon sein Vater an ihm. Am Ende stand Brunos Sohn vor dem Grabstein des Vaters und meldete mit dem Nachdenken über einen Grabspruch seinerseits künstlerische Ambitionen an.
Es geht um Identitätsbildung. Darum ringt unbestritten jeder, doch im vorliegenden Fall spielt eine Besonderheit mit hinein. Alle Männer der drei Generationen sind vom Kunstvirus befallen. Damit sichert Autor Heckmanns seinen Figuren Sensibilität und mangelnde Anpassungsfähigkeit. Sie sind folglich originär und nicht normiert. Das macht die Sache um so spannender, denn Bruno sucht wirklich. Er sammelt Erfahrungen, ehe er scheitert. Das ist in einer Welt des äußeren und inneren Opportunismus schon viel. Die Geschichten, die Bruno erlebt sind eigentlich Klischees und Heckmanns Text zudem streckenweise kopflastig. Das Programmheft ist im Vergleich zum Bühnentext jedoch eine tödliche Attacke auf jegliche Sinnlichkeit. Diese auf der Bühne zu erhalten, gelang denn Darstellern dennoch.
"Ich möchte noch einmal von vorne anfangen. Ich weiß jetzt, wie es geht." Dieser Satz ist glaubhaft! Vermutlich weiß ihn jeder über 40. Aber ändert es was? Wohl kaum. Wir kommen vermutlich nur auf die Welt, um alle Unsinnigkeiten und Fehler unserer Vorfahren noch einmal zu begehen. Es ist wie Theater. Letztlich werden immer nur wieder die gleichen Geschichten in anderem Gewand erzählt.
In Martin Heckmanns Lebensgeschichte des Bruno Stamm von dessen Geburt bis zu Bahre lernt der Zuschauer drei Generationen kennen. Brunos Vater wollte Bruno nicht, weil er seine künstlerischen Karriere, von der er absolut überzeugt war, noch nicht auf der Reihe hatte. Folglich war Bruno der Hinderungsgrund für eine große Karriere. Bruno selbst driftete dann auf der Suche nach seinem künstlerischen Ausdruck durchs Leben. Immerhin hatte er als Schlagersänger einen Hit. Der entstand im Gefängnis, als Bruno sich nach seiner Suse vor Sehnsucht verging. Auch Bruno scheiterte, nachdem Suse ihm einen Sohn geboren hatte. Der war vermutlich der Grund, warum Bruno selbst scheitern musste, wie schon sein Vater an ihm. Am Ende stand Brunos Sohn vor dem Grabstein des Vaters und meldete mit dem Nachdenken über einen Grabspruch seinerseits künstlerische Ambitionen an.
Es geht um Identitätsbildung. Darum ringt unbestritten jeder, doch im vorliegenden Fall spielt eine Besonderheit mit hinein. Alle Männer der drei Generationen sind vom Kunstvirus befallen. Damit sichert Autor Heckmanns seinen Figuren Sensibilität und mangelnde Anpassungsfähigkeit. Sie sind folglich originär und nicht normiert. Das macht die Sache um so spannender, denn Bruno sucht wirklich. Er sammelt Erfahrungen, ehe er scheitert. Das ist in einer Welt des äußeren und inneren Opportunismus schon viel. Die Geschichten, die Bruno erlebt sind eigentlich Klischees und Heckmanns Text zudem streckenweise kopflastig. Das Programmheft ist im Vergleich zum Bühnentext jedoch eine tödliche Attacke auf jegliche Sinnlichkeit. Diese auf der Bühne zu erhalten, gelang denn Darstellern dennoch.
© Lisa-Maria Kroll |
Regisseur Marcus Schlappig hatte von Raum und Zeit abstrahiert, was den philosophischen Ansätzen des Stückes gerecht wurde. Rollen-, Raum- und Zeitwechsel wurden von den Darstellern deutlich erspielt. Anja Büld hatte eine Bühne geschaffen, der ebenso unkonkret wie praktisch war. Ungleichmäßige monochrome Türme aus kleinen Kartons begrenzten sie Bühne rundum, waren ebenso die Tower Manhattans wie die Warenlagen der Konsumtempel. Die Darsteller, Ralf Göhner als Bruno ausgenommen, waren gänzlich in Weiß gekleidet (Kostüme: Regina Warncke). Da der ganze Lebensweg Brunos beschrieben wurde, gestalteten sie eine Vielzahl von Rollen.
Ralf Görner überzeugte als Bruno. Physisch verlieh er, von frühkindlichen Krümmungen, dem pragmatischen Leben ausweichend, bis hin zur greisenhaften Beugung, der Figur Brunos Gestalt. Mental, vom Gewinner bis zum Verlieren, gestaltetete Görner seinen Part differenziert und logisch. Undine Backhaus (als Mutter oder Tina, die einen anderen küsst) fiel die Aufgabe zu, Bruno an sich scheitern zu lassen. Ihre Härte war eine Mischung aus Egoismus und natürlicher Selbsterhaltung. Anna Budde (z.B. als Suse) zeigte hingegen eine mädchenhaft verspielte Sensibilität, die letztlich jedoch in Ambitionslosigkeit zerbröselte. Gerrit Krause agierte glatt und an die gesellschaftlichen Gegebenheiten fast darwinistisch angepasst in zahlreichen Nebenrollen. Adam Markiewicz, zierlich und energetisch, spielte die Rollen, deren Figuren dicht an Bruno herankamen, den Kumpel, den Polizisten oder den Sohn. Schließlich rundete Dave Wilcox das "Gesellschaftsbild mit Suchendem" ab. Schon wegen seiner Physiognomie fielen ihm die Rollen tonangebender oder tönender Zeitgenossen zu.
Dieser Inszenierung musste man konzeptionelle, wie ästhetische Geschlossenheit zugestehen, die dank des guten Ensemblespiels zu einem interessanten Theaterabend wurde.
Ralf Görner überzeugte als Bruno. Physisch verlieh er, von frühkindlichen Krümmungen, dem pragmatischen Leben ausweichend, bis hin zur greisenhaften Beugung, der Figur Brunos Gestalt. Mental, vom Gewinner bis zum Verlieren, gestaltetete Görner seinen Part differenziert und logisch. Undine Backhaus (als Mutter oder Tina, die einen anderen küsst) fiel die Aufgabe zu, Bruno an sich scheitern zu lassen. Ihre Härte war eine Mischung aus Egoismus und natürlicher Selbsterhaltung. Anna Budde (z.B. als Suse) zeigte hingegen eine mädchenhaft verspielte Sensibilität, die letztlich jedoch in Ambitionslosigkeit zerbröselte. Gerrit Krause agierte glatt und an die gesellschaftlichen Gegebenheiten fast darwinistisch angepasst in zahlreichen Nebenrollen. Adam Markiewicz, zierlich und energetisch, spielte die Rollen, deren Figuren dicht an Bruno herankamen, den Kumpel, den Polizisten oder den Sohn. Schließlich rundete Dave Wilcox das "Gesellschaftsbild mit Suchendem" ab. Schon wegen seiner Physiognomie fielen ihm die Rollen tonangebender oder tönender Zeitgenossen zu.
Dieser Inszenierung musste man konzeptionelle, wie ästhetische Geschlossenheit zugestehen, die dank des guten Ensemblespiels zu einem interessanten Theaterabend wurde.
Wolf Banitzki
Kommt ein Mann zur Welt
von Martin Heckmanns
Undine Backhaus, Anja Budde, Ralf Göhner, Gerrit Krause, Adam Markiewicz, Dave Wilcox Regie: Marcus Schlappig |