Halle 7 ROSE IS A ROSE IS A ROSE IS A ROSE von Ivana Sajko


 

 

Liebe in Zeiten des Krieges

Gleich drei Stücke der jungen kroatischen Autorin Ivana Sajko sind in der aktuellen Produktion ROSE IS A ROSE IS A ROSE IS A ROSE des Theaters Halle 7 versammelt. Die vielfach ausgezeichnete Autorin, die auch als Regisseurin und Dramaturgin tätig ist, begibt sich in ihnen auf die Suche nach der Möglichkeit von Liebe in Zeiten des Krieges.

Das Stationendrama in drei Teilen (Regie: Dieter Nelle) beginnt im Foyer der BlackBOX, von wo aus die Zuschauer auf ein kurzes Intermezzo ins Treppenhaus geführt werden. Dort teilen sich vier rotbekappte Damen (Christina Andrione, Katharina von Harsdorf, Janina Ringlé, Karin Schedlbauer) einen zornigen Monolog an "Maria voll der Gnaden", die angesichts zerbombter Städte offensichtlich nicht einmal mehr sich selbst helfen kann. Weiter geht's zum eigentlichen Spielort im ersten Stock, vorbei an einem nackten "Gefangenen" inklusive Wärter. Abu Ghraib in der PuffBOX? Der Ton für RIPPEN / WÄNDE ist somit vorgegeben. Die zentralen Themen des gesamten Abends - Krieg, Liebe und die aus ihnen resultierenden Kollateralschäden - werden hier im Rahmen einer existentiellen ménage-à-trois verhandelt: Ein Gefangener, sein Folterknecht und eine Frau, deren Date nie bei ihr ankommt (Philipp Künstler, Wolfgang Haas, Christina Andrione) leiden an Situationen, in die sie ein diktatorisches System gebracht hat. Ivana Sajko spinnt einen verwobenen BeziehungsReigen, in dem Glück, Schmerz, Hoffnung, Enttäuschung, Freiheit und Gefangenschaft nahe beieinander liegen.
 
   
 

Philipp Künstler, Karin Schedlbauer, Katharina von Harsdorf, Wolfgang Haas

© Hilda Lobinger

 

 

Gruppenbild mit Sprengstoff
Der Name des zweiten Stücks ist in mehrfacher Hinsicht Programm: BOMBENFRAU begleitet eine Selbstmordattentäterin auf ihrem letzten Gang ("Das ist meine erste und letzte Bombe."). Janina Ringlé macht sie zur femme fatale mit roten Lippen und Stiefeln, der außer Sprengstoff und reinweißen Dessous nichts unter den Trenchcoat kommt. Parallel dazu verläuft der Dialog einer Autorin (Katharina von Harsdorf) mit dem von ihr geschaffenen literarischen Geschöpf. Im Spiel der Realitätsebenen erzählt Ivana Saijko von den letzten 12 Minuten der Attentäterin und reflektiert zugleich die Schwierigkeiten, die sich aus dem BeSchreiben solcher Vorgänge ergeben ("Ich möchte keine Heldin erschaffen."). Auf die Armada "explosiver" Unterwäsche-Models zum Stückende hätte verzichtet werden können.

Nach der Pause ist es Zeit für die deutsche Erstaufführung. In ROSE IS A ROSE IS A ROSE IS A ROSE, als Auftragswerk für den steirischen herbst 2008 entstanden, kommt noch einmal das ganze Ensemble zum (Körper)Einsatz. Eine scheinbar banale Liebesgeschichte - Junge trifft Mädchen in der Disko -, ein Tanzwettbewerb, dessen Gewinner 2000 Dollar winken und ein Molotow-Anschlag auf einen Bus gehen eine etwas holprige Synthese ein. Die wie beim Staffellauf weitergereichten, teils chorisch, teils einzeln gesprochenen Dialoge können nicht über die mangelnde Tragfähigkeit des Textmaterials hinwegtäuschen und auch das Thema ist mittlerweile hinreichend bekannt. Eine Straffung der Text- und Tanz-Sequenzen (Choreografie: Diana Thielen) hätte ROSE IS A ROSE IS A ROSE IS A ROSE, das über einige Längen verfügt, gut getan. Die Raumgestaltung von Anna von Eicken (Bühnenbild) und Michael Bischoff (Licht) überzeugt hingegen durchweg. Mit einfachsten Mitteln verwandeln sie die PuffBOX in eine multioptionale Spielwiese, die dem Text in seiner Vielschichtigkeit folgt. Er gewährt Raum für eigene Gedanken und wird in Schlüsselmomenten doch zum konkreten Ort, z.B. als sich die Zuschauer, die sich für die mittigen Plätze entschieden haben, plötzlich als "Insassen" des Busses wiederfinden, der in die Luft gesprengt werden soll.
 

Tina Mess

 

 


ROSE IS A ROSE IS A ROSE IS A ROSE

von Ivana Sajko

Christina Andrione, Wolfgang Haas, Katharina von Harsdorf, Philipp Künstler, Dirk Linke, Janina Ringlé, Karin Schedlbauer, Carsten Stumpe

Regie: Dieter Nelle
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